Ich will wirklich nichts kaputt machen. Aber manchmal passiert es einfach so. Ganz unbewusst. Dann entleert sich die schlecht verschraubte Wasserflasche leise über das Smartphone im Rucksack oder entschwebt der Funken dem Lagerfeuer und brennt sich unbemerkt in die neue, testweise geliehene Schalenjacke.
Bei meinem letzten Faux Pas wäre es fast dazu gekommen, dass ein kleiner geothermischer Pool in der einsamen Bucht einer Nordatlantikinsel (beide aus gegebenem Anlass anonym) mit Touristen aus aller Welt geflutet wird. Dass sich zukünftig amerikanische Influencer, russische Oligarchenkinder, die chinesische Mittelschicht sowie deutsche Follower eines Skandinavien-Magazins in dem dampfenden Bassin drängen und den Geheimtipp, den sonst nur Einheimische und ein paar eingefleischte Nordatlantik-Surfer besuchen, zu einer weiteren Ruine des Massentourismus machen. Und das nur, weil ich den Ort naiv und unbedarft in einem Instagram-Post markierte.
Doch es gibt Hoffnung. Möglicherweise kann der Pool im Unterschied zu Smartphone und Schalenjacke doch noch gerettet werden. Denn einer der lokalen Surfer machte mich geistesgegenwärtig auf meinen Fehler aufmerksam und klärte mich bemüht freundlich über die zerstörerische Kraft sozialer Medien auf, die schon so manchen Geheimtipp auf seiner Heimatinsel ruiniert hätten. Weshalb man doch bitte auf Ortsmarkierungen verzichten sollte. Natürlich entfernte ich direkt brav den Tag, noch bevor er die große virale Welle in Gang setzen konnte.
Gerade weil Skandinavien so groß und vielfältig ist, teilen wir gerne unsere Lieblingsorte abseits der großen Touristenströme.
Zu meiner Verteidigung will ich sagen, dass man es als NORR-Redakteur auch wirklich nicht immer leicht hat. Einerseits mögen wir natürlich auch keine Menschenmassen und wollen nichts lieber als naturschöne Orte zu bewahren. Andererseits geht es ja darum, das Besondere zu finden und zu zeigen, dass es so viel mehr gibt als die klassischen überlaufenen Fotospots. Und dass man sich für ein geniales Landschaftsbild eben nicht gegenseitig von der Trolltunga-Klippe oder in den Skógafoss-Wasserfall schubsen muss. Gerade weil Skandinavien so groß und vielfältig ist, teilen wir (zumindest im Magazin) gerne unsere Lieblingsorte abseits der großen Touristenströme. Vielleicht ein bisschen naiv, aber im Grunde für eine gute Sache.