Von unserer NORR-Naturstunde haben wir ja, glaube ich, schon mal erzählt: Eine gemeinsame Auszeit im Freien mit den Kollegen, bei der wir den Kopf freibekommen, durchatmen und auf frische Gedanken kommen können. Tolle Sache – da sind wir uns alle ausnahmslos einig.
Wie sich aus dem Namen schon erschließt, handelt es sich jedoch leider um eine sehr begrenzte Zeitspanne. Auch wenn wir es mit den Minuten nicht so genau nehmen und in der Regel die Mittagspause mit draufpacken, ist es doch immer ein kurzes Vergnügen. Insofern dürfen wir keine Sekunde vertrödeln, wenn wir es im vorgesehenen Rahmen zur Grillhütte im Naturreservat und zurückschaffen und dazwischen auch noch Feuer machen, grillen und im besten Fall baden wollen.
Ein Gedankengang, der den Pilzsuchenden (kommt Sucht eigentlich von Suchen?) in der Redaktion fremd zu sein scheint. Wie Kleinkinder im Süßigkeitenladen können sie an keiner potenziellen Köstlichkeit vorbeigehen. Ständig hocken sie in irgendeinem Gebüsch, wo sie mit autistischer Beharrlichkeit Laub, Moos und Stumpfe nach Pfifferlingen und anderen mir unbekannten und unsichtbaren Pilzarten abscannen, die sie dann in ihre bereits prall gefüllten Jutebeutel stopfen.
Die einen suchen. Die anderen finden.
Und wir anderen? Warten und rufen, instagrammen und mailen, lästern und langweilen uns, schauen auf die Uhr und versuchen irgendwann – was sollen wir auch sonst machen? – selbst unser Glück. Wir lassen die Finger über den weichen Waldboden gleiten und atmen seinen Duft ein, schieben vorsichtig das feuchte Laub zur Seite und finden: nix. Wie immer. Wie ungerecht.
Doch dann entpuppt sich das vermeintlich herbstgelbe Birkenblatt doch als Kopf eines Trichterpfifferlings – und jetzt, wo ich genau hinschaue, ist es nicht nur einer, sondern mindestens ein Duzend. Und da drüben auch. Überall! »Gebt mir eine Tüte!« Nein, ich kann jetzt noch nicht.« »Kein Stress in der Naturstunde!« »Bitte, Leute, so viel Zeit muss sein!«
Irgendwann erreichen wir dann doch den Windschutz mit Grillplatz, bereit für die frische Pilzmahlzeit. Es hätte nur noch jemand an die Pfanne denken müssen.