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Freudenfest für Freunde des Paddelns in Schweden: Eines der härtesten Rennen der Welt feiert im August seinen zehnten Geburtstag. Der Dalsland Kanumarathon+ ist eine extreme Herausforderung – und zugleich ein tolles Volksfest auf dem Wasser.
Der Startschuss zum Kanumarathon fällt am zweiten Samstag im August – am Strand von Baldersnäs Herrgård, nördlich von Dals Långed. Der Laxjön ist der erste See, den Von schnellen Rennkajaks bis hin zu robusten Kanadiern ist alles dabei. die rund 750 Teilnehmer in ihren Booten überqueren. Von schnellen Rennkajaks bis hin zu robusten Kanadiern ist alles dabei – auf 55 Kilometern geht es durch eines der besten Paddelreviere Europas. Bis zum Zieleinlauf in der Marina von Bengtsfors müssen vier Seen bezwungen werden. „Eigentlich ist die Strecke zu lang – aber das ist Absicht“, erklärt Wettkampfleiter Crister Blume.
Offiziell haben Kanuwettkämpfe der Marathondistanz eine Länge von mindestens 20 Kilometern. Die meisten werden auf einer Strecke von ca. 30 Kilometern ausgetragen. Doch der Dalsland Kanumarathon+ ist ungefähr doppelt so lang und einer von zehn internationalen „Ultramarathons“, die Teil der „Classic Canoe Marathon World Series“ sind, die von der Internationalen Kanuföderation (ICF) veranstaltet wird. Das Plus im Namen ist berechtigt. Viele Rennen werden auf Flüssen ausgetragen, bei denen die Teilnehmer von der Strömung profitieren. Nicht in Dalsland: Hier bedarf es Muskelkraft, guter Technik und einer extra Portion Energie, um ins Ziel zu gelangen.
„Als wir vor rund zehn Jahren mit den Planungen für den Kanumarathon begannen, haben wir uns die Wettkampfklassiker in Schweden genauer angeschaut. Wasalauf, Vätternrunde, Vansbroschwimmen und der Lidingölauf haben eins gemeinsam: Sie sind echte Kraftproben. Für die meisten Teilnehmer ist es eine enorme Herausforderung, es ins Ziel zu schaffen. Als ich mich nach einer geeigneten Strecke für den Dalsland Kanumarathon+ umgesehen habe, wählte ich mit Absicht diesen extrem langen Kurs. Außerdem wollte ich die wunderschöne Natur hier miteinbeziehen. Die Teilnehmer müssen zum Beispiel den Svärdlång überqueren, er ist 14 Kilometer lang und einer der beliebtesten Kanuseen in Dalsland. Das ist ein schmaler und zerklüfteter See mit steilen, bewaldeten Ufern und Hügeln – und günstigen Windverhältnissen“, berichtet Crister.
Langstrecke mit Volksnähe
Mit 275 Anmeldungen fing es 2003 an. 2012 waren es 750 Athleten aus 14 Nationen. Dabei gibt es eine Leistungsklasse für Einer- und Zweierkajaks sowie Zweierkanadier, die bei vielen Kaderathleten sehr beliebt sind. Die schnellsten Frauen benötigen etwa fünf Stunden, die schnellsten Männer ca. 4:20 Stunden.
Pia Ruhm saß das erste Mal als kleines Kind im Kanu: „In Preetz gibt es viele Seen, da haben wir im Sommer öfters kleine Ausflüge mit dem Familienkanu gemacht. In einem richtigen Rennkajak saß ich das erste Mal mit 15 Jahren“, sagt die 22-jährige Industriekauffrau, die 2012 ihre Premiere beim Dalsland Kanu Marathon+ hatte, und “Man muss für so einen Wettkampf vorher auch mal längere Strecken im Training fahren, so 20 bis 25 Kilometer.”mit 5:55:55 Stunden den fünften Platz in der Eliteklasse der Damen belegte. Pias Freund Julian Hahn ist ebenfalls Kanusportler und war auch 2012 das erste Mal beim Rennen in Schweden dabei. Seit 2005 ist Pia beim Preetzer Turn- und Sportverein im Kanurennsport aktiv. „Man muss für so einen Wettkampf vorher auch mal längere Strecken im Training fahren, so 20 bis 25 Kilometer. Aber das haben wir in unserem Trainingsplan integriert. Wir nehmen auch seit mehreren Jahren an der „Tour de Gudenå“ in Dänemark teil. Dort müssen 120 Kilometer an zwei Tagen bewältigt werden – im Zweier-Kajak“, berichtet Pia.
„Doch es geht nicht nur um die Leistung. Der Dalsland Kanumarathon+ ist auch ein großes Volksfest mit vielen Zuschauern. Alle starten gleichzeitig – und werden dann nach ihrer jeweiligen Klasseneinteilung bewertet“, erläutert Crister.
Diese „Volksnähe” ist etwas, das Crister Blume und seine Mitarbeiter immer wieder betonen. Der Wettkampf soll kein Elite-Ereignis für ausgewählte Top-Athleten sein, sondern eine Heraus-forderung, an der grundsätzlich jeder teilnehmen kann. Von 750 Teilnehmern gehören vierzig zur Leistungsklasse, die anderen sind eine bunte Mischung aus Anfängern, die vielleicht etwas zu ehrgeizige Vorsätze gefasst haben – und routinierten Amateurkanuten in guter körperlicher Verfassung.
Auf Siegerkurs
Jan Andersson hat Erfahrungen mit beiden Gruppen. Als der Kanumarathon Premiere hatte war er in Dals Långed Zuhause – und Crister Blume ein Bekannter von ihm. Heute lebt der 49-jährige in Vänersborg und arbeitet als Verkäufer für Vor dem Rennen stieg ich dann zwei Mal zum Training ins Boot. Das war natürlich viel zu wenig.Verpackungsmaterial. „Als der Dalsland Kanumarathon+ 2003 zum ersten Mal stattfinden sollte, überredete Crister mich, mitzumachen – obwohl ich bis dahin nur einmal in einem Kajak gesessen hatte. Vor dem Rennen stieg ich dann zwei Mal zum Training ins Boot. Das war natürlich viel zu wenig. Schon bei der ersten Portage nach sechs Kilometern, war ich total fertig. Doch ich hatte mir in den Kopf gesetzt, es um jeden Preis ins Ziel zu schaffen. Ich brauchte 10 Stunden und 50 Minuten bis nach Bengtsfors. Mein gesamter Körper tat weh und ich war ein Wrack. Aber ich hatte es geschafft. Und nachdem ich mich etwas erholt hatte, war für mich klar, dass ich im nächsten Jahr wieder mit dabei sein wollte.“
Ein Jahr später absolvierte Jan die Strecke in etwa sieben Stunden. Dieses Mal hatte er “Das Paddeln ist ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Heute steige ich mindestens dreimal pro Woche ins Boot.”dafür auch trainiert. Und seitdem ist er jedes Jahr wieder mit am Start. Er feiert – genau wie das Rennen –, im August 2013 sein zehnjähriges Kanumarathon-Jubiläum. „Das Paddeln ist ein wichtiger Teil meines Lebens geworden. Heute steige ich mindestens dreimal pro Woche ins Boot. Dass ich jeden Sommer wieder mit dabei bin, hängt auch mit der Herausforderung zusammen, die das Rennen für mich bedeutet. Jedes Mal, wenn ich das Ziel erreiche, fühle ich mich wie ein Sieger. Aber auch die Gemeinschaft und die Natur spielen eine wichtige Rolle. Es ist einfach ein tolles Gefühl, zusammen mit 750 Kanuten die Startlinie zu überqueren und die schöne Umgebung zu sehen. Die Wasserläufe, auf denen wir unterwegs sind, sind einfach fantastisch“, schwärmt Jan.
Dass der Dalsland Kanumarathon+ mehr als nur ein Wettkampf ist, zeigt sich auch an den Auswirkungen, die die Veranstaltung auf die gesamte Region hat. „Viele sind als Freiwillige dabei und Tausende von Zuschauern feuern die Kanuten entlang der Strecke mit Begeisterung an. Zukünftig wollen wir aus dem Kanumarathon eine Art Festivalwoche mit Paddelkursen und anderen Aktivitäten machen“, erklärt Crister. „Ganz wichtig ist auch das Krebsfest mit Live-Musik, das wir in der Marina nach dem Zieleinlauf veranstalten. Das darf man auf keinen Fall verpassen! Es gibt 500 Plätze und nach dem Essen kommen noch mehr Leute dazu, um mit den Teilnehmern zu feiern. Dann wird aus dem Dalsland Kanumarathon+ ein richtiges Volksfest.“