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Als Kind ist Kristofer Löfgren seinem Vater, dem »großen Angler«, wie ein Schatten gefolgt und hat ihm alles nachgemacht. Jetzt, als Erwachsener, wollte er sich dafür revanchieren. Und so hat er seinem Papa ein ganz neues Erlebnis geschenkt: Saibling-Angeln im lappländischen Fjäll.
Ich sitze am Bindestock. Draußen vor dem Fenster ist endlich der Frühling angekommen. Die Playlist wechselt zwischen Adjugas und Otis Taylor, im Glas habe ich einen Single Malt. Jetzt sind es nur noch wenige Tage, bis ich meine geliebten nordschwedischen Fischwasser im Fjäll wiedersehe, die zu den letzten großen Wildnisgebieten in Europa gehören. Mein Rückzugsort zum Erholen und Durchatmen. Schon als Zweijähriger saß ich im Tragegurt auf Papas Rücken, wenn er in den Bächen von Hälsingland mit Fliegen nach Forellen angelte. Das ist mehr als dreißig Jahre her, aber ich habe damals schon begriffen, dass Angeln richtig lustig ist – und Mücken verdammt lästig.
Mein Vater ist am Fluss Ljusnan geboren und aufgewachsen. Sein Vater war Bootsbauer, und die Kindheit am strömenden Wasser hatte viel mit Abenteuer und Entdeckungen zu tun. Als ich klein war, hörte ich Geschichten darüber, wie man sich damals Fisch zum Abendessen ergaunerte: An einer Angelschnur, die an einem Holzscheit hing, konnte man fünf bis sechs Fliegen befestigen, dann musste man das Holzscheit so weit wegwerfen, wie es ging. Danach brauchte man nur ein bisschen an der Schnur zu zerren, damit die Fliegen auf der Wasseroberfläche hüpften. Ich glaube, die Angelleidenschaft meines Vaters war geweckt worden, als er eine drei Kilo schwere Forelle mit der Fliegenrute fing. Bald darauf hatte er kistenweise Material zum Fliegenbinden, und ich saß als kleiner Junge neben ihm auf der Terrasse, wenn er Fliegen für kommende Abenteuer bastelte. Ich durfte es auch selber versuchen, aber meine ersten Kreationen sahen eher aus wie Osterschmuck als wie Imitationen lebender Insekten.
Zwei Jahre später bekam ich meine erste Angel. Wir standen an einem Fluss in Hälsingland, und Papa schwang höchst elegant seine Fliegenrute. Ich sah, wie die Angelschnur sich fast in Zeitlupe bewegte (genau wie in dem Film Aus der Mitte entspringt ein Fluss), und wie immer wieder Fische anbissen. Ich selber stand mit meinem Schwimmer im flachen Wasser und machte nicht einen einzigen Fang.
Dann wurde ich älter. Als Zehnjähriger bekam ich meine erste Spinnrute, eine knallrote von Intersport für 99 Kronen. Damit fing ich einen über zehn Kilo schweren Hecht, der mich in die Lokalzeitung brachte. Papa hatte ihn mit Ringkämpfergriff gepackt und ans Ufer geworfen.
Zurück zu den Wurzeln
Es war Papa, der mir meine erste Fliegenrute schenkte, eine handgefertigte Splitcane. Manche Leute fanden es verrückt, einem Knirps eine so wertvolle Rute zu geben, aber mein Vater sah das anders. Ich begleitete ihn, schaute zu, wie er es machte, versuchte es zu verstehen und machte es ihm nach. Ich sah zu ihm auf, er konnte so viel. Und vor allem fing er immer die meisten Fische. Im Teenager-Alter wurden andere Dinge wichtiger als die Natur. In einer Band Gitarre zu spielen oder sich mit Mädchen zu treffen, machte jetzt viel mehr Spaß, als mit Papa im Wald zu sein. Das Fliegenbinden fand ich fast ein wenig peinlich. Wir fuhren zwar noch zum Angeln weg, aber meistens hatte ich dann Heimweh. Erst als ich zwanzig war, kehrte das Interesse zurück, und zwar mit voller Kraft. Ich nahm einen Job in einem Geschäft für Fliegenfischer-Ausrüstung an. Ich lernte, über 30 Meter weit zu werfen, und bastelte nachts Fliegen. Auf einmal gab ich Kurse und führte andere ins Fjäll. Mein Hobby war zu meinem Beruf geworden. Und als Papa und ich wieder anfingen, gemeinsam zu angeln, hatte sich etwas verändert. Wenn er, wie gewöhnlich, drei bis vier Fische fing, waren es bei mir doppelt so viele. Unbewusst hatte ich seine Kenntnisse verarbeitet und die Technik verfeinert. Ich warf immer weiter, fand Stellen, die ich früher nie entdeckt hätte, und sah mir die Insekten, die dort schwärmten, genauer an. Ich hatte Sicherheit und Ruhe gefunden – beim Angeln und in mir selbst.
Wenn der Vater mit dem Sohne
So ist irgendwann der Wunsch in mir entstanden, Papa etwas von dem zurückzugeben, was ich über all die Jahre von ihm gelernt habe. Und das schwedische Fjäll, meine zweite Heimat, ist für ihn Neuland. Ich möchte diese Welt gerne mit ihm teilen und ihm die schönsten Stellen zeigen, die ich kenne.
Was Kristofer mit Papa im Fjäll erlebt und wie dicke Fische die beiden fangen, könnt ihr in der NORR-Frühlingsausgabe lesen.