In Schweden wird vermehrt über den Wert der Natur für die Gesellschaft geforscht. Jetzt gibt es endlich Beweise für den positiven Einfluss, den Aufenthalte im Freien auf die Volksgesundheit haben.
Dass der Anblick eines schönen Laubwaldes Stress abbauen kann, ist keine große Überraschung. Doch jetzt lässt sich das auch wissenschaftlich beweisen. Die Medizinerin Matilda Annerstedt von der schwedischen Universität für Agrarwissenschaften weist in ihrer Doktorarbeit deutliche Zusammenhänge zwischen Aufenthalten in der Natur und dem allgemeinen Gesundheitszustand von Individuen nach. Annerstedt hat unter anderem einige Therapiemodelle mit Naturbezug bei bestimmten Krankheitsbildern untersucht und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass solche Formen der Therapie positive Effekte bei Schizophrenie und Depression hervorrufen.
Außerdem hat sie Bevölkerungsstudien untersucht, die zeigen, wie wichtig die Bedeutung des Waldes für gestresste Menschen ist. Im Rahmen einer größeren Studie hat Annerstedt fünf Jahre lang eine Gruppe mit Testpersonen beobachtet, um Zusammenhänge zwischen physischer Aktivität und Aufenthalten in der Natur zu untersuchen. Es zeigte sich, dass die Kombination Natur und körperliche Betätigung eine wirkungsvolle Prävention gegen psychische Erkrankungen ist.
Unter anderem untersuchte die Medizinerin die Auswirkungen von computeranimierten Waldbesuchen inklusive Vogelgezwitscher auf das parasympathische Nervensystem unter Stress stehender Personen. Die Vergleichsgruppe entspannte sich zur gleichen Zeit in einer herkömmlichen Wohnumgebung. Danach wurden Werte wie die Ausschüttung von Stresshormonen und der Herzrhythmus beider Gruppen verglichen. Die »Waldgruppe« erholte sich demnach bedeutend schneller als die Vergleichsgruppe.
Da ein Großteil der westlichen Zivilisationskrankheiten psychischer Art ist, ist es laut Annerstedt in Zukunft umso wichtiger, städtische Grünflächen zu bewahren oder gar auszubauen. »Die Volksgesundheit ist ein guter Grund, bewusster mit der Natur umzugehen.«