Die Natur spielt in den Erzählungen Astrid Lindgrens eine wichtige Rolle. Zu Ehren der weltberühmten Kinderbuchautorin wurde eine ganz besondere Gartenausstellung auf ihrem Geburtshof Näs eröffnet.
Es war einmal ein altes rotes Haus inmitten von Apfelbäumen, das stand auf dem Hof Näs in der Nähe von Vimmerby, einer kleinen Stadt in Småland. In diesem Haus wurde am 14. November 1907 Astrid Anna Emilia Ericsson geboren, als Tochter von Samuel August von Sevedstorp und Hanna aus Hult. Auf Näs und der näheren Umgebung hat Astrid Lindgren als Kind, gemeinsam mit ihren Geschwistern Gunnar, Stina und Ingegerd, die Freiheit und Abenteuer erlebt, aber auch Geborgenheit erfahren, die sie zu ihren späteren Werken inspiriert haben.
Das Geburtshaus von Astrid Lindgren kann heute besichtigt werden, genau wie der alte Pfarrhof, der als Informationszentrum und Museum dient und Astrid Lindgrens Lebenswerk gewidmet ist. Die Autorin selbst hat das Erdgeschoss ihres Geburtshauses wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt, und so kann man sogar noch die Flickenteppiche, Schöpfkelle und Wollzange in Augenschein nehmen, die der Familie damals ihren Alltag erleichterten. In der Küche steht der Klapptisch, an dem alle Familienmitglieder samt Mägden und Knechten ihre Mahlzeiten einnahmen. Auf den Führungen, die täglich durch das Elternhaus der Kinderbuchautorin angeboten werden, kann man viele wunderschöne, lustige und rührende Anekdoten aus dem Leben von Astrid Lindgren erfahren, die sich auch immer wieder um ihre tiefe Bindung zur Natur ranken.
Schwedens größtes Gartenbauprojekt
Diese tiefe Verbundenheit Astrid Lindgrens zur Natur wird mit dem Projekt »Gärten in Astrid Lindgrens Näs – wie ein Märchen ohne Ende« für die Besucher ihres Geburtshofes erlebbar. Am 14. Juni 2014 wurde das erste Kapitel von der schwedischen Kulturministerin Lena Adelsohn Liljeroth feierlich eingeweiht. Ein Wildrosengarten und ein Apfelgarten sollen blühen, die Raum für Picknick und das Geschichtenspinnen unterm Sommerhimmel bieten. Im zarten Schatten eines Pflaumenhains werden Türkenbund- Lilien und Vergissmeinnicht zusammen mit Maiglöckchen und Wald-Akeleien sprießen.
Der Park des Pfarrhofes soll die aktuellen Trends der Gartenwelt widerspiegeln und Platz für Kunstinstallationen und Konzerte bieten. Insgesamt werden drei Kapitel verfasst. Jedes Jahr im Juni wird ein neues aufgeblättert. »Die Gärten in Astrid Lindgrens Näs sind im Moment eines der größten und spannendsten Gartenbauprojekte in Schweden«, sagt Pressesprecherin Cilla Nergårdh. »Das Gebiet wird nach und nach ungefähr vier Hektar Land umfassen, genau da, wo Astrid Lindgren aufwuchs. Die Gärten nehmen ihren Ausgangspunkt in den Themen, die für Astrid Lindgren während ihres ganzen Lebens und Schaffens wichtig waren. Themen wie Mut, Lebenslust, Trauer, Kreativität und Hoffnung werden sich in den Gärten widerspiegeln.« Denn nicht nur glückliche Bullerbü- Kindheitserinnerungen, verbunden mit der Sehnsucht nach Schönheit, kann der Besucher hier erfahren. Auch die Ängste und Sorgen, die Astrid Lindgren als Erwachsene bewegten, gehören zu der Gefühlswelt der Kinderbuchautorin und schaffen den melancholischen Hauch vieler ihrer Erzählungen.
Ganz in Lindgrens Sinne
Überall in den Gärten ist Raum für eigene Abenteuer, Streiche und Ideen. »In Astrid Lindgrens Werk ist die Natur ständig mit einer ihr eigenen Kraft zugegen, die weit über den menschlichen Verstand herausreicht«, sagt Karin Eliasson, Gärtnermeisterin und künstlerische Leiterin der Gärten. »Mit Astrid Lindgrens Werk zu arbeiten, ist eine Ehre und große Verantwortung zugleich. Ihr Respekt für die Natur und alles Lebendige, ihr aktives Engagement gegen Ressourcenverschwendung und für ein ökologisch nachhaltiges Denken ist wegweisend für unsere Arbeit bis ins kleinste Detail.«
»Aber noch habe ich nicht alles vergessen, noch kann ich sehen und den Duft spüren und mich der Seligkeit des Heckenrosenbusches auf der Rinderkoppel erinnern, der mir zum ersten Mal gezeigt hat, was Schönheit ist«, schreibt die Autorin in ihrem Buch Das Entschwundene Land, in dem sie von dem glücklichen Land ihrer Kindheit berichtet. Und wer die besonderen Erlebnisse der Kindheit, ebenso wie Astrid Lindgren, ständig in seinen Erinnerungen mit sich trägt, für den kann jeder Moment im Leben zu einem Märchen ohne Ende werden.