Eine Hundeschlittentour im schwedischen Fjäll war für Johannes Kormann der Höhepunkt des Winters. Er verliebte sich sofort in die unendliche Weite der Landschaft.
Liebe auf den ersten Blick. Davon hatte ich schon gehört, aber nicht so richtig daran geglaubt. Dann kam das schwedische Fjäll. Im Winter. Weit und weiß. Seit Anfang Oktober letzten Jahres hatte ich auf einer Huskyfarm in Lappland gearbeitet. Sieben Tage die Woche war ich von Hunden und Gästen umgeben. Die Tage waren lang, die Nächte noch viel länger. Dann kam der März. Die Sonne schien wieder mit mehr Kraft und der Schnee schmolz langsam vor sich hin.
Huskytour ins Fjäll
Ich hatte Hunderte Kilometer auf dem Hundeschlitten in den verschneiten Wäldern Lapplands zurückgelegt und immer wieder spukte dieses Wort, dieser Gedanke in den Mündern aller Bewohner auf der Huskyfarm: Fjäll. Ich hatte Bilder gesehen vom schönen Wetter in den Bergen, ich hatte Geschichten gehört vom Wind, vom Regen im März bei null Grad, von Schneestürmen und auch von der unglaublichen Sicht bei strahlendem Sonnenschein.
Als Belohnung für den langen und arbeitssamen Winter durfte ich nun endlich mit auf eine Huskytour ins Fjäll hinauf. Mit fünf Gästen und 38 Hunden! Mitte März ging es dann los. Der Wecker klingelte 4.45 Uhr. Das Thermometer war seit Langem mal wieder auf -30 °C gesunken. Die Hunde waren voller Adrenalin und schossen los, während die Zweibeiner sich mit aller Kraft auf ihre Bremsen stemmten, um die geballte Energie halbwegs zu bändigen.
Lapplands weiße Weiten
Endlich waren wir unterwegs. Wir überquerten den Tjeggelvas und waren plötzlich mittendrin: Eis, Schnee, Felsen, Berge, so weit das Auge reicht. Dazu das Knirschen der Kufen und das Hecheln und Traben der Hunde. Über dem Himmel hing ein hauchdünnes Tuch aus Wolken und dahinter schien eine blasse Sonne, welche die Umgebung in ein sanftes Licht tauchte. Während der nächsten Tage veränderte sich die Landschaft kaum und ließ mich trotzdem nicht aus dem Staunen kommen. Die Farben reduzierten sich immer mehr, bis nur noch der blaue Himmel und darunter die weiße Weite übrig waren – und dazwischen ein paar kleine Hundeschlittengespanne.
Am letzten Tag der Tour begannen wir die Abfahrt durch das Tarraätno-Tal in das rund 700 Meter tiefer gelegene Kvikkjokk. Ich musste meine Augen immer wieder von der Landschaft losreißen, um mich auf das zu konzentrieren, was vor mir und den Hunden lag. Der Weg schlängelte sich über Flüsse und durch Wälder bis nach Kvikkjokk. Wir passierten die Baumgrenze und genossen zum Abschied noch einige atemberaubende Aussichten auf das weiße Fjäll und die Weite Lapplands.