Alles begann mit einer verrückten Idee. Die jungen Norweger Inge Wegge und Jørn Ranun zogen zum Wellenreiten an einen Strand nördlich des Polarkreises – und sammelten drei Tonnen Müll. Ihr Dokumentarfilm Nordfor sola wird nun auf internationalen Festivals gefeiert.
Temperaturangaben verlieren ihre Bedeutung, wenn man sich so weit weg vom Rest der Welt befindet wie Inge und Jørn. Man benötigt kein Thermometer. Es ist kalt, wenn die Surfschuhe mit einer Eisschicht benetzt sind. Es ist richtig kalt, wenn das Olivenöl in der Flasche festfriert.
Inge und Jørn, Studenten der Kunst- und Filmhochschule Nordland auf den Lofoten, verwirklichten ihren Traum. Sie lebten neun Monate an einem verlassenen Strand auf einer kleinen Insel nördlich des Polarkreises im äußersten Norden Norwegens. Dort, wo die Sonne im Winter nicht mehr scheint, Nordlichter am Himmel tanzen und der Atlantik kristallklare Wellen in die Bucht jagt.
Drei Tonnen Müll in neun Monaten
Aus Treibholz und Müll zimmern sich die Jungs eine Hütte und isolieren ihre Bleibe mit Plastikflaschen, die sie aus dem Meer fischen. Das gläserne Bullauge einer Waschmaschine wird zum Fenster, ein rostiges Ölfass dient als Ofen. Um warm zu bleiben, müssen die Surfer täglich stundenlang Treibholz klein hacken und trocknen, bevor sie es verfeuern können. Inges und Jørns größter Reiz, in dieses ungewöhnliche Abenteuer zu starten, sind ihre Surfboards. Wann immer das Meer ihnen surfbare Wellen serviert, stürzen sie sich ins Wasser. Teilweise bleiben ihnen dafür nur drei Stunden Tageslicht. Der Weg aufs offene Meer führt über den gefrorenen Atlantik und der Ritt auf den Wellen ist ein Waschgang im Eiswasser.
Aber das Leben am Strand bedeutet für die beiden Norweger auch ein Dasein ohne ständige Erreichbarkeit und ohne Konsum. Alle drei Wochen legen sie einen zweistündigen Fußmarsch über die Berge ins Dorf zurück, um ihre Rucksäcke mit Nahrungsmitteln zu füllen. Sie leben fast ausschließlich von Dingen, die ihr Haltbarkeitsdatum überschritten haben. Ein Supermarkt im Dorf überlässt ihnen alle abgelaufenen Produkte, die sie in den Regalen finden. Das Ziel der beiden ist es, von den Überresten der Gesellschaft zu leben und der Natur etwas zurückzugeben. Sie befreien ihre Bucht von unfassbar großen Mengen an Müll, die das Meer hier über Jahre angespült hat. In neun Monaten sammeln Inge und Jørn drei Tonnen Abfall am Strand.
Die Leidenschaft fürs Surfen und die Liebe zur Natur
Mit der Kamera dokumentieren die Filmemacher ihren Alltag auf dem Surfbrett inmitten der Wellen, auf dem Snowboard bei der Abfahrt durch den Pulverschnee oder aus der Luft beim Paragliden. So entstehen spektakuläre Aufnahmen aus unterschiedlichen Perspektiven der wilden und unberührten Landschaft Nordnorwegens, aus denen ein 46-minütiger Dokumentarfilm wird. Nordfor sola ist ein Film über die Leidenschaft fürs Surfen, die Liebe zur Natur, Freundschaft, Freiheit und Lebensfreude – und von einem einfachen und nachhaltigen Lebensstil.
Der Film gewann 2012 den Publikumspreis auf dem »Norwegian Documentary Film Festival«. Seitdem räumt ihre Dokumentation auf den internationalen Filmfestivals einen Preis nach dem anderen ab. In diesem Jahr gewann er unter anderem den »Best Extreme Sports Film Award« auf dem »Ladek Mountain Film Festival«, den »Audience Award« auf dem »Environmental Film Festival Melbourne« und den Preis in der Kategorie »Best Environmental Film« auf dem »Vancouver International Mountain Film Festival«.