Reisen und Fotografieren sind Martin Hülles große Leidenschaften. Seit er als Jugendlicher alleine auf dem Kungsleden war, kehrt er immer wieder in den Norden zurück, um die karge, wilde Landschaft mit der Kamera festzuhalten.
Schon als Kind bin ich mit meinen Eltern regelmäßig wandern gegangen. Mit 14 habe ich mir meine erste Spiegelreflexkamera gekauft. Und drei Jahre später fing ich an, die ersten Trekkingtouren allein zu unternehmen. Auch mit der Schreiberei war ich von Anfang an verbandelt. Ein Leben als Fotograf und Autor war mein absoluter Traumjob, doch es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich vor zehn Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt habe. Dabei bin ich völliger Autodidakt – sowohl das Fotografieren als auch meine Outdoor-Kenntnisse habe ich mir selbst erarbeitet.
Mit 17 war ich das erste Mal auf dem Kungsleden unterwegs. Seitdem bin ich mit dem Nordlandvirus infiziert. Meine Touren wurden in den folgenden Jahren extremer, meine Erfahrung wuchs, und auch der Wunsch, die eigenen Grenzen auszuloten. Besonders bin ich von der Einsamkeit im Norden, der urwüchsigen Natur, der Weite und Kargheit fasziniert. Und von der Herausforderung, die Wander- und Skitouren im Norden mit sich bringen.
Ich mache rund vier bis fünf Reisen pro Jahr, die meist zwischen zwei oder drei Wochen dauern. Erinnerungsstück oder Kunstwerk? Meistens mache ich mir schon vor einer Reise Gedanken, welche Motive vor Ort interessant sein könnten und was ich an Ausrüstung dafür brauche. Unterwegs entsteht dann aber auch vieles spontan, weil ich mich an die herrschenden Wetterverhältnisse anpassen muss, nicht immer die Zeit habe, an einem Ort lange auszuharren um auf den besten Moment zu warten, und bei einer Ski- oder Trekkingtour zudem die Strecke im Blick haben muss. Bei der späteren Bildbearbeitung ist es ähnlich: Die unterwegs gemachten „Ausgangsfotos“ sind die Rohmasse. Erst nachträglich versuche ich dann bei den Bildstrecken der Reisen jeweils einen Stil zu finden, der dem Erlebten, den Eindrücken und dem Charakter vor Ort nahe kommt.
Dieser Stil muss die Realität nicht eins zu eins wiedergeben. Von Reise zu Reise kann der Stil zudem unterschiedlich sein. Mal geht es von den Farben her knalliger zu, dann sind die Aufnahmen wiederum zurückhaltender. Ein gutes Landschaftsbild hat nicht nur formell, also von den gestalterischen und technischen Faktoren her, zu bestehen. Diese Faktoren können gar in den Hintergrund rücken. Das Foto sollte idealerweise eine gute Geschichte erzählen und den Betrachter mitnehmen in die Landschaft. Wenn ein Bild zudem Emotionen weckt, etwas darüber erzählt, was man während der Reise an Ort und Stelle gefühlt hat, ist es umso besser.
Auch eine gute Komposition spielt eine wichtige Rolle. Hilfreich ist die Drittelregel, oder auch der goldene Schnitt, bei dem markante Linien, wie z. B. der Horizont, nicht einfach mittig durchs Bild laufen, sondern etwas höher oder tiefer angesiedelt sein sollten. Darüber hinaus kann der richtige Zeitpunkt entscheiden, und mit ihm die Lichtverhältnisse, ob aus einem Motiv ein bloßes Erinnerungsstück wird oder ein kleines Kunstwerk. Technische Feinheiten – wie das Zusammenspiel von Blende und Zeit – sind dann das i-Tüpfelchen.