Hinter den Baumwipfeln öffnet sich die Weite Hälsinglands. Der Ljusnan-Fluss windet sich durch Wälder und Wiesen. Vereinzelt erkennt man Häuser, kleine rote Punkte in der Landschaft. Von hier oben scheint das Leben weit entfernt. Keine Menschenseele weit und breit. Keine störenden Geräusche. Nur man selbst und die Stille der Natur.
Auf der Suche nach einem Waldstück in der Heimat seiner Vorfahren, stieß Staffan Michelson auf genau dieses idyllische Fleckchen Erde. Er merkte gleich, dass der Ortzu schade war, um – wie ursprünglich beabsichtigt – für Forstwirtschaft genutzt zu werden. Vor allem aber war er zu schade, um zu verfallen. Denn seit der Skibetrieb aufgrund der milden Winter eingestellt worden war, ähnelte der Åsberget immer mehr einer Müllhalde. Leere Benzinkanister, einbeinige Stühle, Gardinenstangen mit Stofffetzen und sogar eine Badewanne lagen verwahrlost im Gestrüpp.
Wir wollen nicht, dass irgendetwas im Haus von der stillen Natur ablenkt.
Dem wollte Michelson ein Ende setzen, kaufte das Waldstück und begann sofort damit, Zukunftspläne zu schmieden. Schließlich war es seine Tochter Hanna, die Architektin in der Familie, die ihn auf die Idee brachte, hier ein ganz besonderes Landschaftshotel zu bauen. Auf keinen Fall einen dieser großen Gebäudekomplexe, für die große Landflächen weichen müssen. Nein, vielmehr ein Bau, der im Einklang mit der Natur steht und diese so wenig wie möglich beeinträchtigt.
Naturschönheit
Um den Boden zu entlasten und in Anlehnung an Hälsinglands Kornkammern, entwirft Hanna Michelson ein auf Stelzen stehendes zehn Meter hohes Holzkonstrukt. Dieses setzt sich aus zwei übereinanderliegenden Räumen à 14 Quadratmetern zusammen. Der untere dient dabei als geschlossener Wohnbereich, während der obere lediglich aus einem von Holzbalken gestützten Dach besteht und durch seine Offenheit eine Panoramaaussicht auf die Umgebung bietet. Mit diesem Baukonzept möchte Michelson »die natürliche Schönheit und besondere Stimmung des Ortes hervorheben und eine Harmonie zwischen der Nähe der Natur und der Weite der Aussicht schaffen«.
Im August 2016 wurde der Spatenstich für Michelsons Projekt gesetzt. Eingeweiht werden konnte das erste der geplanten vier Häuser jedoch erst gut neun Monate später. Grund für die lange Bauphase war zum einen die Hanglage des Grundstücks, zum anderen die Wahl der ausschließlich ökologischen Baumaterialien. Für alles, was sich in irgendeiner Form negativ auf die Umwelt auswirken könnte (z.B. klassisches Isolationsmaterial), musste eine Alternative her (in diesem Fall Flachs). Unnötigen Schnickschnack gibt es in Familie Michelsons Unterkunft Bergaliv nicht.
Die ebenfalls aus Naturmaterialien bestehende Innenausstattung ist auf das absolut Notwendigste reduziert und ein Großteil der Möblierung lässt sich multifunktional einsetzen. Die Einrichtung ist bewusst so minimalistisch gehalten, wie Staffan erklärt: »Wir wollen nicht, dass irgendetwas im Haus von der stillen Natur ablenkt.« Wem die Aussicht aus dem großen Fenster im Wohnraum nicht genügt, der erlebt die Natur im offenen Dachgeschoss hautnah. Hier kann man beim Meditieren oder Yoga zu sich selbst finden oder einfach die Schönheit Hälsinglands genießen.
»Viele unserer Gäste beschreiben die Zeit bei uns als ›entschleunigend‹ und haben schon länger nach dieser Art von Erholung gesucht«, so der Bauherr. Familie Michelson darf also eine positive Bilanz ihres reduzierten Hotelkonzepts ziehen. Derzeit plant sie den Bau des zweiten Hauses, um bald noch mehr gestressten Menschen einen Ort der Ruhe und Entspannung bieten zu können.