In der Stadt war die Natur für Satu Rämö immer weit weg, selbst in Reykjavik. Doch als sie in die isländischen Westfjorde zog, hatte sie sie plötzlich direkt vor ihrem Fenster. Zum ersten Mal wurde ihr bewusst, dass sie eine Beziehung zur Natur hatte.
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»Wie jede Beziehung hat auch meine Beziehung zur Natur ihre widersprüchlichen Facetten. Ich schöpfe Kraft und Energie aus ihr, aber auch Sicherheit. Inmitten der Natur wirken meine eigenen Probleme kleiner.
Im Sommer wuseln die Leute herum wie Duracell-Häschen.
Gleichzeitig beunruhigt mich der Gedanke, dass die Natur für mich eine Art Luxus ist, ein Ort, an dem ich meine Batterien auflade. Das erscheint mir furchtbar egoistisch, denn die Natur ist kein Vergnügungspark für Menschen. Sie existiert nicht nur für uns. Sie ist etwas Dauerhaftes, und wir sind nur Besucher.«
Leben von der Gnade der Natur
Am besten geht es Satu, die vor 20 Jahren als Austauschstudentin nach Island kam und mittlerweile nicht nur als Schriftstellerin, sondern auch als Bloggerin und Coach arbeitet, im Winter, wenn die Dunkelheit alles umhüllt. »Im Sommer wuseln die Leute herum wie Duracell-Häschen. Bei schönem Wetter und während der Urlaubszeit scheint jeder ein zwanghaftes Bedürfnis zu verspüren, ständig aktiv zu sein. Im Winter ist die Atmosphäre viel gemütlicher.«
In den Westfjorden erhebt sich die Sonne nicht über die nahen Berge, und es ist monatelang dunkel. Der Schnee blockiert die Straßen, und manchmal ist es so windig, dass man das Haus nicht verlassen kann. »Es ist ein wunderbares Gefühl, der Natur ausgeliefert zu sein. Es bringt mir Frieden, zu wissen, dass ich hier bin und nichts dagegen tun kann. Es gibt nur begrenzte Möglichkeiten, und man muss sich entsprechend anpassen.
In Satus Heimatstadt gibt es nur ein einziges Kino, in dem eine Woche lang stets derselbe Film läuft. Für sie ist es ein großes Geschenk, eine Zeit zu haben, in der sie einfach nur zur Ruhe kommt und ihren Gedanken nachhängen kann. Der Natur ausgeliefert zu sein, hat ihr Innenleben bereichert. »Es ist möglich, dass meine Nordic-Crime-Reihe nicht entstanden wäre, wenn ich nicht in die Westfjorde Islands gezogen wäre.«
Der Fantasie freien Lauf lassen
Satu versucht, so viel Zeit wie möglich in der Natur zu verbringen. Im Sommer unternimmt sie zwei- bis dreistündige Spaziergänge in den nahe gelegenen Bergen. »Sie sehen hier immer so aus, als wären ihre Spitzen mit Messern abgeschnitten worden. Beim Wandern lasse ich meiner Fantasie freien Lauf. Die Kreativität fließt ungehindert, aber ich halte nie an, um Ideen aufzuschreiben. « Zwei Monate lang notiert sich Satu überhaupt nichts; sie denkt nur über Handlungsstränge und Figuren nach, bis sie diese in- und auswendig kennt.
»Auf einer meiner schönsten Sommertouren fanden wir am Ufer Treibholz aus Russland und entfachten damit ein Lagerfeuer. Das ist eine Seltenheit auf Island, wo man oft heiße Quellen und Lavafelder sieht, aber nicht viele Bäume zum Verbrennen findet. Es fühlte sich außergewöhnlich an, wie ein unglaubliches Abenteuer, dort am Lagerfeuer zu sitzen.«
Die Zeit zum Schreiben kommt für Satu mitten im Winter, wenn die äußeren Bedingungen am härtesten sind. »Dann fühle ich mich am meisten inspiriert. Und wenn es mal stockt, mache ich drinnen Kraftübungen, die mich explosionsartig motivieren, Kapitel zu beenden.«
Die Zeit zum Schreiben kommt für Satu mitten im Winter, wenn die äußeren Bedingungen am härtesten sind. »Dann fühle ich mich am meisten inspiriert. Und wenn es mal stockt, mache ich drinnen Kraftübungen, die mich explosionsartig motivieren, Kapitel zu beenden.«