Heulend rüttelt der Wind an der Scheibe, als erbitte er dringlich Einlass, um uns etwas Wichtiges mitzuteilen. »Der Sturm trägt die Geschichten vom Inlandeis an die Küste«, sagt Robert Peroni. Ich stehe neben dem Abenteurer und Extrembergsteiger am Fenster und blicke auf die schneebedeckten Gipfel, die den Fjord vor Tasiilaq in Ostgrönland säumen. Grönland ist zu achtzig Prozent von einem Eisschild bedeckt, das an seiner dicksten Stelle 3 400 Meter misst. Doch in den letzten Jahren ist das Inlandeis schneller denn je geschmolzen: »Ich kann direkt vor meiner Haustür sehen, dass es taut. Die Gletscher gehen zurück. Allerdings war im letzten Jahr wieder etwas mehr Eis da. Es ist schwer zu sagen, was der Klimawechsel mit Grönland macht, es wird sich zeigen«, sagt Robert.
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Grönland gibt es seit 4 000 Jahren. 35 Jahre davon lebt Robert Peroni aus Südtirol schon auf der größten Insel der Welt. Das erste Mal kam er 1983 für eine Expedition nach Grönland und durchquerte das Inlandeis an seiner breitesten Stelle. Das Land und seine Menschen ließen ihn nicht mehr los. Er entschied sich, zu bleiben. In den 90er Jahren gründete er das »Rote Haus« in Tasiilaq, das Einheimischen als Gemeinschaftszentrum und Reisenden als Herberge dient. David, Kim, Erlendur und ich wollen den Grönland-Experten und seine einheimischen Freunde kennen lernen. Wir möchten besser verstehen, welchen kulturellen Wandlungen Ostgrönland unterliegt und wie die Inuit den Klimawandel in ihrem Land wahrnehmen. Im Aufenthaltsraum des Hauses sitzen vier Männer an einem Tisch und spielen Karten. Einer davon ist Vigo, ein ehemaliger Kaufmann aus der Siedlung Isortoq. Er wird uns in den nächsten Tagen durch Ostgrönland begleiten und uns seine Heimat zeigen.
Nur das Heute zählt
Bevor wir uns auf eine Reise durch Fjorde, Gletscher und einsame Siedlungen aufmachen, schauen wir uns in Tasiilaq, dem größten Ort Ostgrönlands und seiner Umgebung um. Tasiilaq befindet sich rund hundert Kilometer südlich des Polarkreises. Der Name bedeutet »wie ein See« und beschreibt die Lage der Siedlung, die vom Meer aus nur über eine extrem schmale Zufahrt im Fjord zu erreichen ist. Vor fast jedem Haus hängen Fische zum Trocknen an Haken. Kabeljau, Heilbutt, Forellen, Lachs, Schellfisch und sogar einen Grönlandhai können wir entdecken. Schlittenhunde dösen vor den Häusern. Auf einem Platz vor dem Supermarkt spielen Kinder Fußball. Sechs bis acht Versorgungsschiffe fahren pro Jahr nach Ostgrönland und füllen die Lager am Kai auf. Das letzte Schiff kommt im Oktober, das nächste dann erst wieder im Juni.
Je weiter wir uns aus dem Ortskern entfernen, desto wilder und unberührter wird die Natur. Wir gelangen ins »Tal der Blumen«, in dem die arktische Flora im Sommer in voller Blüte steht, durchqueren einige Flussausläufer und erklimmen einen Berg. Auf dem Gipfel angekommen eröffnet sich uns ein weiter Blick auf den Fjord mit seinen blau schimmernden Eisbergen. Die Luft ist klar. Es ist ein Moment, in dem ich das erste Mal die unbeschreibliche Weite dieses Landes spüre. Und seine Stille. Auf dem Rückweg passieren wir einen Friedhof mit unzähligen weißen Holzkreuzen. Ein beklemmendes Gefühl macht sich breit. Schweigend gehen wir weiter.
Später treffen wir Robert in der Bibliothek seines Hauses. »Bei den Inuit handelt es sich um ein ursprünglich tief in ihrer Kultur verwurzeltes Volk der Jäger, denen keine Zeit gelassen wurde, sich an die Globalisierung zu gewöhnen. Die moderne Gesellschaft ist hier schlagartig eingefallen«, erzählt er uns. Gerade die jungen Inuit streben heute nach einem Leben in zivilisierteren Regionen, können es sich aber meist nicht leisten, fort zu gehen. Die Älteren fühlen sich nutzlos, die Jüngeren perspektivlos. Viele haben Probleme mit Einsamkeit und Alkohol, was sich auch in einer hohen Selbstmordrate niederschlägt. Im »Roten Haus« herrscht daher striktes Alkoholverbot. »Oft kommen Menschen aus dem Ort her, um mir von ihren Sorgen zu erzählen. Manchen kann ich helfen, anderen zuhören. Das wertvollste, was man einem Menschen schenken kann, ist doch ein Teil der eigenen Zeit«, sagt Robert, der in seinem Haus ausschließlich einheimische Mitarbeiter beschäftigt. So möchte er dazu beitragen, Einheimischen eine gesicherte finanzielle Grundlage zu geben. Reisende haben die Chance, mit Menschen aus Tasiilaq in Kontakt zu kommen und ihre Kultur kennen zu lernen.
Die Älteren fühlen sich nutzlos, die Jüngeren perspektivlos.
»Früher war Grönland für mich ein großer Vergnügungspark. Doch die Inuit haben mich den wahren Sinn des Lebens gelehrt«, erzählt uns der Abenteurer. »Es gibt hier kein Wort für Zukunft. Nur das Heute zählt. Und Besitz spielt keine große Rolle. Auch mir gibt es ein Gefühl von Freiheit, nicht viel zu besitzen und das, was ich habe, mit anderen zu teilen«, erklärt er. »Es macht mich wütend, wenn die Lebensweise der Inuit als primitiv bezeichnet wird. Sie haben über 4 000 Jahre lang nicht einen einzigen Krieg geführt«, sagt Robert. »Inuit nehmen viel mehr zwischen Himmel und Erde wahr. Ein gutes Beispiel dafür sind auch die Schlittenhunde. Auf Grönland sagt man, dass der Leithund des Rudels ohrenbetäubend zu heulen beginnt, wenn sein Besitzer im Sterben liegt. Uns Europäern wird hingegen im Regelfall beigebracht, nur das zu glauben, was die Wissenschaft beweisen kann. «.
Künstler mit Zahnarztbohrer
Am Abend essen wir gemeinsam mit Robert und ein paar seiner Freunde im Gemeinschaftshaus. Vigos Tochter Karolin erzählt mir, dass sie später gerne nach Westgrönland ziehen möchte. »Hier ist nichts los. In Nuuk dagegen schon«, sagt sie. Plötzlich hält sie inne: »Er ist wieder da«, flüstert sie und schaut an mir vorbei. »Wer ist wieder da?« frage ich irritiert. »Der Geist. Es ist ein Mann. Der ist oft in der Bibliothek. Und der hat so blonde Haare wie der da«, sagt sie und zeigt auf David. Krampfhaft versuche ich in ihrem Gesicht Anzeichen dafür zu erkennen, dass sie gerade einen Witz macht. Aber ihr Blick ist ernst. Mir läuft ein kalter Schauer über den Rücken. Und ich muss an Roberts Worte denken und daran, dass wir oft nur das glauben wollen, was wissenschaftlich zu beweisen ist.
Die Inuit haben mich den wahren Sinn des Lebens gelehrt
Die Sicht am nächsten Morgen ist nicht besonders gut und der Wind peitscht unbarmherzig schäumende Wellen in den Fjord. Vigo gibt uns zu verstehen, dass wir mit unserem Aufbruch in Richtung Tiniteqilaaq noch warten müssen. David, Erlendur, Kim und ich nutzen die Zeit, um den Künstler Gedion Qeqe zu besuchen, der in einem kleinen blauen Haus am anderen Ende des Ortes wohnt und traditionelle grönländische Figuren aus Treibholz schnitzt. Er hat das Handwerk von seinen älteren Brüdern gelernt. Das Treibholz muss einen ganzen Sommer trocknen, bevor Gedion es für seine Arbeiten verwenden kann. Zum Schleifen benutzt er einen Zahnarzt-Bohrer, den er in Nuuk gekauft hat. »Unsere alten Holzfiguren sind ein wichtiger Bestandteil der Kultur. Sie zeigen die traditionelle Kleidung und Bräuche der Inuit. Eine Zeit lang habe ich versucht, den Kindern in der Schule dieses Handwerk beizubringen. Aber keiner hatte Lust, mir zuzusehen. Die jungen Leute interessieren sich mehr für ihre Smartphones als für einen alten schnitzenden Mann«, erzählt uns Gedion traurig.
Die Eisplatten im Sermilik-Fjord knirschen als würde jemand Styropor zerschneiden, als wir uns am Nachmittag nach Tiniteqilaaq aufmachen. Dort, wo der Fjord eisfrei ist, gibt Vigo Gas. An anderen Stellen hingegen muss er immer wieder plötzlich bremsen und die Nase des Bootes schießt unwirsch in die Höhe. Die Fahrt durch das milchig-blaue Eis erscheint uns allen unwirklich. »Da vorne schwimmt ein Klavier« sagt David. Tatsächlich sieht der Eisberg vor uns aus wie ein überdimensionaler Flügel mit Tasten. Am frühen Abend erreichen wir Tiniteqilaaq.
Haie und Polarlichter
In der kleinen Siedlung leben 118 Einwohner. Als wir in den Hafen einfahren, herrscht hier noch reges Treiben. Fischer kehren mit ihren Booten zurück, ein alter Mann zieht einen gerade erbeuteten Grönlandhai an einem Seil den Hügel hinauf, Kinder spielen Fußball am Pier. Gerade an Land, kommt uns ein spielendes Knäuel Hundewelpen entgegen gerollt. Ein Mann mit vom Wetter gegerbter Haut kommt lächelnd auf mich zu. Es ist Thomas Jonathansen, der als Tankwart im Hafen von Tiniteqilaaq arbeitet. »Wenn sie groß sind, werden unsere Schlittenhunde sehr stark. Sie können hundert Kilogramm ziehen«, erzählt er mir und zeigt auf das Welpenknäuel. »Früher konnte ich mit meinen Hunden im Winter den kompletten Fjord überqueren. Sogar bis zum Midgard-Gletscher am nördlichen Ende des Sermilik-Fjords sind wir gefahren. Das geht aber schon seit Jahren nicht mehr, weil es im Winter nicht genug friert«, sagt er. »Und die Gletscher werden immer kleiner. Bald müssen alle Grönlandkarten aktualisiert werden. Die stimmen schon jetzt nicht mehr«, fügt er hinzu.
Der Inuit, der eben noch mit seinem Grönlandhai beschäftigt war, stellt sich zu uns und sagt etwas auf Grönländisch zu Thomas. »Er meint, es sei aber auch gut für uns, dass es seit ein paar Jahren weniger friert. Im Winter können wir leichter fischen gehen.« Der Fischer strahlt und zeigt auf den Hai, den er vor seiner Hütte abgelegt hat. »Wenn ein Mann erfolgreich von der Jagd zurückkehrt, dann gibt es jedes Mal ein großes Fest«, erklärt Thomas.
Mit Zelten, Schlafsäcken und Isomatten klettern wir auf einen Hügel am südöstlichen Ende von Tiniteqilaaq. Wir wollen dem Eis in der Nacht so nah wie möglich sein. Der Vollmond leuchtet. Vigo erzählt uns von seiner Heimatsiedlung Isortoq, in der er lebte, bevor er mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern nach Tasiilaq zog. Mittlerweile wohnen nur noch 83 Menschen in Isortoq. Nicht viele wollen heutzutage in der kleinen rauen Siedlung bleiben. »Viele gehen nach Tasiilaq. Wer es sich irgendwie leisten kann, führt ein zivilisierteres Leben in Westgrönland. Oder verschwindet ganz. Nach Kopenhagen«, sagt er. Immer mehr Siedlungen in Ostgrönland sind komplett verlassen. Am meisten schmerzt Vigo, dass er seine Hunde in Isortoq zurück lassen musste. Hunde dienen den Inuit nicht nur als Schlittenzieher sondern warnen auch, wenn sich Eisbären dem Dorf nähern. Vigo erzählt uns, dass seit einigen Jahren immer mehr Eisbären in die Dörfer kommen, um nach Essbarem zu suchen. »Weil es taut«, sagt er.
Wer es sich irgendwie leisten kann, führt ein zivilisierteres Leben in Westgrönland.
Auf einmal beginnen die Polarlichter über uns zu leuchten. In diesem magischen Moment steht die Zeit still. Alles fühlt sich unwirklich an. Wie gebannt schauen wir den grünlich schimmernden Strahlen zu, die geheimnisvolle Bilder in den Himmel zeichnen. Der Rest der Welt scheint von diesem Fjord am nördlichen Ende der Welt auf einmal unendlich weit entfernt. Wir können uns von den Nordlichtern über dem Eis nur schwer losreißen, doch irgendwann siegt die Müdigkeit und wir kriechen in unsere Zelte. Um uns herum ist es totenstill. Nur das Eis im Fjord knirscht. Ab und zu höre ich einen Hund bellen. Ich hoffe, dass in dieser Nacht kein Leithund lauter jault, als gewöhnlich. Am nächsten Morgen liegen feine Eiskristalle auf unseren Schlafsäcken. Der riesige Eisberg, der gestern Abend im Fjord für uns posierte, ist wie von Geisterhand verschwunden.
Expedition ins Eis
Vor unserer Reise habe ich mit John Cappelen vom dänischen Wetterdienst gesprochen, der sich schon seit über dreißig Jahren mit Grönlands Klima beschäftigt »Grönland erwärmt sich zweifellos immer stärker«, sagte er mir. »2012 haben wir den bedeutendsten Temperaturanstieg verzeichnet. An heißen Tagen im August sind bereits 97 Prozent der Eiskappe angetaut. Und auch, wenn es in manchen Jahren wieder mehr Eis gibt, steigt die Durchschnittstemperatur kontinuierlich. Das grönländische Eis schmilzt uns geradezu vor den Augen weg. Das Bizarre daran ist, dass der damit einhergehende Anstieg des Meeresspiegels diesem vergleichsweise hoch gelegenen Land zunächst nicht viel ausmachen wird, während flachere Teile der Welt bereits mit Überschwemmungen zu kämpfen haben werden. Für den Anstieg der Durchschnittstemperatur können auch teils astronomisch bedingte, wiederkehrende Erdzyklen verantwortlich sein. Aber so rapide, wie die Temperatur in den letzten Jahren gestiegen ist, müssen wir Menschen die Schuld daran haben. Das ist zumindest die Theorie, die dem Ganzen am nächsten kommt. Es wird höchste Zeit, dass wir mehr tun«, war sich der Klimawissenschaftler sicher.
Heute fahren wir mit dem Boot noch tiefer hinein in den schimmernden Sermilik-Fjord. Wir wollen zum Helheim-Gletscher, der fünf Prozent der jährlich in Grönland entstehenden Eisberge produziert und sich in den letzten Jahren ebenfalls signifikant zurück gezogen hat. Acht Monate im Jahr treiben enorme Eismengen an der Küste entlang. Im Sommer können im Fjord teilweise keine Schiffe mehr fahren, weil zu viel Eis herumschwimmt. Auch wir kommen nicht weit. Vigo gibt sein bestes, das Boot unversehrt durch die gefrorenen Massen zu steuern, aber irgendwann muss er aufgeben.
Wir kehren um und fahren stattdessen in den Johan-Petersen-Fjord hinein. Je dichter wir uns dem Gletschereis nähern, umso stärker spüre ich die schneidende Kälte in meinem Gesicht. An einigen Stellen ist das Eis nicht weiß, sondern mit schwarzem Staub überzogen. In einer Bucht am Ende des Fjords stoppt Vigo das Boot. Von hier aus kann man Grönlands Eiskappe zu Fuß erreichen. Wir gehen an Land, suchen nach einem Weg zum Inlandeis und klettern durch den unberührten Schnee immer weiter bergauf. Oben angekommen herrscht eine ohrenbetäubende Stille. Es ist so leise, dass ich meinen eigenen Herzschlag höre. Die Augen warten in dieser unendlichen weißen Weite darauf, irgendetwas zu entdecken. Es ist schwer zu begreifen, dass wir auf etwas Endlichem stehen. Eis, das immer weiter schmilzt.
Sturmzeit
Auf dem Rückweg nach Tasiilaq legen wir in der verlassenen Siedlung Ikateq einen Zwischenstopp ein. Vigo erzählt uns, dass vor zehn Jahren noch genau ein Mann in Ikateq lebte, um vorbei fahrende Schiffe mit Treibstoff zu versorgen. Heute ist es eine Geistersiedlung. Vigo will beim Boot bleiben, während David, Erlendur, Kim und ich uns in Ikateq umschauen. Die kleine Holzkirche sieht aus, als hätte hier gerade gestern noch ein Gottesdienst stattgefunden. Sogar die Orgel steht noch neben dem Altar. Im Nebenraum der Kirche befindet sich die ehemalige Schule der Siedlung. Der Boden ist übersät mit aufgeklappten Heften und Schulbüchern. In den Wohnhäusern stehen Schuhe im Flur, Töpfe auf dem Herd und Kinderspielzeug liegt auf den Fußböden herum. Wir betrachten die Familienportraits an der Wand. »Warum lässt man das alles zurück, wenn man geht?« fragt Erlendur.
Auf einmal hören wir jemanden rufen und erstarren. Es ist Vigo. Der Wind hat aufgefrischt und wir müssen los. Nach kurzer Zeit beginnt es zu stürmen. Die Wellen schlagen immer höher. Bei jeder großen Welle springt unser Gefährt fast senkrecht in die Luft, nur um wenige Sekunden später hart auf der Wasseroberfläche aufzuschlagen. Ich kralle mich panisch mit einer Hand an einem Seil fest, mit der anderen in Erlendurs Oberschenkel. Obwohl wir alle viel Zeit auf dem Meer verbringen, haben wir so einen Sturm noch nicht erlebt. Vigos Gesicht ist unter seiner Schutzbrille nicht zu erkennen. Aber der Inuit steuert das Boot stoisch durch den Sturm. Trotz dieser beängstigenden Situation weiß ich, dass wir ihm vertrauen können. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist endlich das Nadelöhr, das den Fjord von Tasiilaq mit dem offenen Meer verbindet, in Sichtweite. Wir können ein wenig aufatmen. Aber als wir mit zittrigen Beinen aus dem Boot steigen, bin ich sicher kreidebleich im Gesicht.
Ein paar Tage später stehe ich wieder am Fenster des »Roten Hauses« mit Blick auf den Fjord und seine Gletscher. Der Flug aus Ostgrönland zurück nach Reykjavík wurde aufgrund von schlechten Wetterverhältnissen schon zum zweiten Mal gestrichen. Der Wind heult noch eindringlicher als am Tag unserer Ankunft. Welche Geschichten er in hundert Jahren vom Inlandeis an die Küste tragen wird, können wir nur vermuten.