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Sami Kolt ist Kult

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Auf der Jagd nach Inspiration entdecken viele schwedische Modeschöpfer und Musiker neuerdings die Kultur der Sami. Auch das Fernsehen hat diesen Trend erkannt.
NORR hat sich auf Spurensuche im Samiland begeben.

In Stockholm wohnen mehr Sami als in irgendeiner anderen Gemeinde Lapplands. Daher auch der Beiname »Das größte samische Dorf«. Im »Dorfleben« spürte man davon bislang wenig. Samische Kultur fand vor allem zu ausgesuchten Terminen oder auf Postkarten statt. Das scheint sich nun zu ändern. Dank Aktionen wie der Ausstellung »Ein Volk ohne Grenzen« im Nordiska Museet, die das Klischee der Rentierbauern zeitgemäß hinterfragt.

Und Dank Stockholmer Sami wie den Brüdern Oskar Sommarlund und Anton Olsson, die mit ihrem Mode-Label Denim Demon samisch geprägte Mode salonfähig machen. Bei der Präsentation der letzten Kollektion im schnieken Östermalmer Café »Opera« trug Oskar Kolt und Schnabelstiefel – traditionellen Samidress, natürlich in zeitgemäßem Design.

Denim Demon wurde bekannt durch das Projekt »Ware-Out«, bei dem die beiden Brüder samische Rentierbauern mit Jeans ausgestattet hatten, die diese sechs Monate bei der täglichen Arbeit trugen,
ohne sie ein einziges mal zu waschen.

Das Ergebnis waren sieben Jeans-Prototypen, die inklusive Gebrauchsspuren wie Löchern, Tabakdosenabdrücken und Blutflecken reproduziert wurden. Für rund 400 Euro pro Stück ging die ganze Geschichte dann in ausgesuchte Läden. Und dann kamen die Medien! Mit dem Hype im Rücken entwickelten die Brüder ihre Kollektion weiter: Robuste Jeans mit samischen Details, feste Kolt-ähnliche Westen und Pullover, dazu passende T-Shirts, Hemden, Jacken. Vor allem junge Sami entdeckten die Marke für sich. Und gerade deren Akzeptanz ist entscheidend für die Authentizität von Denim Demon.

Gibt es einen Sami-Trend? Fest steht, dass die samische Kultur einen gesunden Gegenpart zur dauergestressten Konsumwelt bildet. Dass sie genau das zu bieten hat, nach dem sich viele Menschen heute sehnen: Echtheit, Draht zur Natur, Handwerkskunst, gelebte Traditionen – alles vor dem Hintergrund einer phantastisch öden Landschaft im Norden.

Fest steht auch, dass nicht nur Denim Demon dieses Sehnsuchts-Potential für sich nutzt. In einem Radiointerview anlässlich der Stockholmer Modewoche erzählt auch Ann Ringstrand vom Fashion-Label »Hope«, wie sie sich beim Design von Taschen, Schuhen und Schmuck durch samische Handwerkskunst inspirieren ließ – und wie wichtig dieses kulturelle Erbe für den schwedischen Ausdruck ihrer Kollektion sei.

Gleichzeitig sorgt die nächste Generation in etablierten samischen Unternehmen dafür, dass ihre Produkte aus der Folkloreecke heraus treten und zum Lifestyle werden. »Perfekte Lage. Genau zwischen New York und Tokio«, steht etwa auf der Webseite der Gerberei und Schuhmacherei Kero aus Sattajärvi, deren Schnabelstiefel und Lederaccessoires heute gefragt sind wie nie.

Apropos »nächste Generation«. Oskar Sommarlund meint, auch mit Blick auf sich selbst, dass der Sami-Trend zuallererst ein Trend unter jungen Sami sei: Ein neu gewonnener Stolz auf die eigene Identität, der Wunsch, als samisch wahrgenommen zu werden und der Wille, der Sápmi-Kultur einen neuen Stellenwert zu verschaffen. Noch vor einigen Jahrzehnten war ihre Herkunft für viele Sami eine Last, der man sich so weit wie möglich entledigte. Heute ist sie etwas besonders Wertvolles.

»Wir zeigen das Beste, was Sápmi zu bieten hat«,
sagt Lisa Kristensen, Ideengeberin und Mitproduzentin des Musikprogramms »Sápmi Sessions« im öffentlich rechtlichen TV-Kanal SVT2 mit Sitz in Stockholm. Während jeder Session trifft ein bekannter schwedischer Musiker auf einen erfolgreichen samischen Interpreten, um in drei Tagen, von der Kamera begleitet, ein gemeinsames Stück zu schreiben und zu produzieren.
Ort des Geschehens ist Vassijaure in Lappland, ein einsames Fjälldorf mit Bahnstation und einem ehemaligen Tanzsaal, der zum Studio wird. Das Ergebnis sei »phantastisch«, sagt Lisa Kristensen. Auch weil es beweist, wie ergiebig die Kombination von samischen und schwedischen Einflüssen ist, die im Studio in Vassijaure zeitlich begrenzt aufeinandertreffen – wenn beide Seiten offen für einander sind und die menschlichen und musischen Voraussetzungen stimmen.

Auch die Privatsender sind schon auf den Zug der Samiwelle aufgesprungen: Für die neue Staffel von
»Bonde söker fru« (Bauer sucht Frau) castet
TV4 zur Zeit gezielt Rentierbauern in Lappland.
Man darf also auf weitere Begegnungen
von Sami und Schweden gespannt sein. ▲

 

 

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