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Viele sehen in der Urbevölkerung Lapplands nicht viel mehr als eine folkloristische Touristenattraktion. Davon haben die Sami genug. Die Organisation Visit Sápmi will
das Land im Norden Skandinaviens neu positionieren.
Daran, dass die uralte Kultur der Sami viele internationale Touristen fasziniert, herrscht kein Zweifel. Einige Tourismusunternehmen gehen sogar soweit, dass sie Statisten in die traditionelle Tracht stecken, um sie den Besuchern zu präsentieren. Andere Anbieter haben spezielle Fotostops im Programm, bei denen die Touristen sich wahlweise mit einem echten Ureinwohner und/oder Rentier ablichten lassen können.
»Ich betreibe seit 15 Jahren ein samisches Reiseunternehmen und habe wie viele andere Kollegen ständig erlebt, dass wir als Volk für die Touristen zu einer billigen Attraktion gemacht wurden. Wir lieben unsere Tracht und unsere Rentiere, aber wir wollen kein Disneyland für Touristen sein«, sagt Lennart Pittja, Projektleiter von Visit Sápmi. »Und anstelle von Lappland benutzen wir lieber das Wort Sápmi, den samischen Ausdruck für unser Land«, fügt er hinzu.
Der Beginn von Visit Sápmi war eine große Untersuchung, die von 2007 bis 2008 vom schwedischen Reichsverband der Sami durchgeführt wurde. Die Studie zeigte deutlich, dass viele Sami im Tourismus eine vielversprechende Einkommensquelle sahen. Es gab zu diesem Zeitpunkt bereits über hundert samische Tourismusunternehmen in Schweden. Um diesen Wirtschaftszweig weiter auszubauen und professionelles Marketing zu betreiben, wurde 2010 die Organisation Visit Sápmi ins Leben gerufen.
Wo samisch drauf steht, soll auch samisch drin sein.
Die Authentizität der Torismusangebote
wird von den Sami selber kontrolliert.
Mit einem Budget von 15 Millionen Kronen bis zum Jahr 2012 lässt sich einiges bewegen. In erster Linie sollen die samisch geführten Unternehmen in Schweden von der Unterstützung profitieren, doch in einem zweiten Schritt will man die gesamte Region, angefangen in Norwegen bis hinauf zur russischen Kolahalbinsel, in die Förderung miteinbeziehen. Ein wichtiger Teil des Projektes ist die Qualitäts- sicherung durch das Gütesiegel »Sápmi Experience». Visit Sápmi kontrolliert die beteiligten Unternehmen auf die Einhaltung bestimmter Kriterien und verleiht nach bestandener Prüfung das Qualitätssiegel. »Im Frühjahr wurde das erste Unternehmen, »Fjällhästen« im Vindelfjäll, mit dem Gütesiegel ausgezeichnet. Seitdem haben fünf weitere Tourismusfirmen die Zertifizierung bekommen«, sagt Lennart Pittja.
»Deutschland gehört bei dem Projekt zu unseren wichtigsten Zielländern. Viele deutsche Touristen haben die Region Sápmi bereits als Reiseziel entdeckt. Die meisten kommen im Sommer, doch wir hoffen, dass wir die Deutschen in Zukunft auch in der Wintersaison von unseren Angeboten überzeugen können. Wir haben hier einiges zu bieten, es muss nur noch etwas bekannter werden«, erläutert der Projektleiter die längerfristigen Ziele. »Es macht uns alle sehr stolz, dass wir nun selber die Standards für den samischen Tourismus setzen und niemand anders«, ergänzt er.