Im Sommer heißt es: raus aus der Stadt und rein in die Natur. Architektur-Experte Jon Steinfeld über das Phänomen der skandinavischen Sommerhäuser.
Jedes Jahr spielt sich die Szene in ähnlicher Weise ab: Kaum ist der Schnee endgültig geschmolzen, kaum sind die ersten wirklichen Frühlingstage da –, erfährt ganz Skandinavien einen radikalen Wandel. Die Menschen ziehen leichte, helle Kleider an, es treibt sie mit Macht nach draußen, und wenn es dann einmal richtig warm ist, wird das öffentliche Leben fröhlicher und ausgelassener denn je. Die Tristesse des Winters ist vergessen, alles blüht und lacht.
Spätestens, wenn man zu Gast bei einem Mittsommerfest ist, versteht man, dass der Sommer für die Skandinavier einen Zauber hat, der maximal genutzt werden muss: In diesen zwölf oder sechzehn Wochen entscheidet sich das ganze Jahr. Diese große Bedeutung des Sommers überträgt sich auch auf die Architektur. Besonders ist dies natürlich an den Sommerhäusern zu erkennen, die im Unterschied zu deutschen Gepflogenheiten gerne in geringer Entfernung zum Hauptwohnsitz liegen. So kann jede mögliche Stunde hier genutzt oder sogar für einige Wochen im Grünen gewohnt werden, da der Arbeitsplatz meistens auch gleich in der Nähe liegt. Was dem Deutschen der Schrebergarten, ist dem Skandinavier das Sommerhaus.
Die Architektur der Sommerhäuser zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie nicht mehr sein soll als eine trockene – und im Falle eines Wetterumschwungs auch wärmende – Hülle. Eindrucksvoll zeigt dies die Villa Fårö von LLP Arkitekter. Die umgebene Natur ist von jedem Ort im Haus einsehbar und der Himmel immer gegenwärtig. Jeder Raum hat eine direkte Verbindung zur umlaufenden Terrasse. Sollte es regnen, bietet ein im Haus integrierter überdachter Außenbereich Schutz bei bleibend offener Sicht auf die Landschaft.
Denn selbst bei schlechterem Wetter soll der Sommer genossen werden.