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Spitzbergen: Reise ans Ende der Welt

Mit 26 Künstlern, Wissenschaftlern, Architekten und Lehrenden war die Brandenburger Künstlerin Ilka Raupach 14 Tage auf einer eisigen Expedition im äußersten Norden Europas unterwegs.

Im Oktober 2014 startete das eissichere Segelschiff „Antigua“ zum sechsten Mal im Rahmen des Programms „The Arctic Circle“ zu einer Expedition nach Spitzbergen.

An Bord geht es um internationalen und interdisziplinären Austausch und intensive Zusammenarbeit zwischen Vertretern verschiedener Disziplinen. Die Teilnehmer kamen aus Kanada, USA, Australien, Norwegen, China, Brasilien, Korea und Deutschland.

Ich hatte mir so sehr gewünscht, dass wir einfach irgendwo in einem Fjord festfrieren, wie Nansens Fram. Aber nein, unser Kapitän Jo war sehr diszipliniert und wollte wohl auch zurück nach Hause. Nun bin ich seit fast drei Wochen wieder zurück in der Zivilisation. Was für Schock! Ich bin völlig überfordert. Die Reise war fantastisch, ich habe so viele neue Gedanken und Fragen mitgebracht. Und eine Füller innerer Bilder von einer durch und durch wilden Landschaft. Linien, Punkte, Bergzüge wie Scherenschnitte. Man hat das Gefühl, dahinter ginge die Welt zu Ende.

Immer wieder macht sich das Wasser bemerkbar: Das Meer mit seinem Treibeis und Eisbergen, zugefrorene Seen, Gletscher, der erste Schnee von oben und Regen. Und nach dem Besuch der lokalen Bibliothek weiß ich noch mehr über das Leben auf Spitzbergen: Über 250 Insektenarten leben hier, einige davon sind endemisch. Das ist Stoff zum Forschen und Staunen – und Malen. Sie inspirieren mich zu neuen Werken, kurze Zeit später entstehen bei mir zu Hause Monotypien auf verschiedenen Tapeten.

In Ny Ålesund stehe ich auf einem zugefrorenen See, den Blick aufs offene Meer gerichtet. Ich zeichne ich die Wörter „fram eller tilbake“ (dt. vor oder zurück) in den Schnee. Therese, unser Guide, passt auf mich auf (Eisbären!). Ich laufe, schlittere wie eine Eistänzerin den ganzen Morgen im Schriftzug über den See. Mit meinen Füßen lege ich das schwarze Eis frei, dass der Pulverschnee nur so um mich her fliegt. Ich hinterlasse sichtbare Spuren meiner Stimmung und Anwesenheit. Die Wörter, die Bewegung, das Erkunden und Erobern der Seeoberfläche – ich bin glücklich, bin bei mir und in der Landschaft zugleich.

svalbard.net