Gabriel Arthur, Chefredakteur von NORR, wohnt seit fast 30 Jahren in Stockholm. Doch erst vor kurzem hat er verstanden, wie nah der Stockholmer Schärengarten an der Stadt liegt. Ein Ausflug nach Skeppsholmen.
Die weißgetünchte Fähre legt vom Kai ab – mitten in der Stockholmer Innenstadt. Die Möwen kreischen, die Wellen klatschen gegen den Bug und der Geruch von Salzwasser hängt in der Luft. Jenny und ich sind auf dem Weg zu Stockholms nächster Schäreninsel, um dort ein ruhiges Wochenende in der Natur zu verbringen. Nach nur zehn Minuten Bootsfahrt sind wir da. Die Insel Skeppsholmen und ihre kleine Schwester Kastellholmen liegen genau gegenüber vom Stockholmer Schloss. Eine kleine grüne Oase, die man auch zu Fuß über eine alte und schmale Bücke erreichen kann. Hier liegt auch das Moderna Museet, das viele Besucher mit Skeppsholmen verknüpfen. Ich bin hier schon unzählige Male gewesen, aber noch als eine Art Wochenendurlauber.
Vom Militärstützpunkt Zur Kulturinsel
In der Vergangenheit hat die Insel andere Rollen bekleidet. Unter anderem als Marinestützpunkt. Schon im 17. Jahrhundert waren sich die Machthaber bewusst, welche strategisch gute Lage die beiden Inseln hatten. Hafen, Werft und Wohngebäude stammen noch aus dieser Zeit. Bis 1968 befand sich Skeppsholmen fest in der Hand der Flotte. Nachdem die Marine die Insel in Beschlag genommen hatte, durfte die Zivilbevölkerung Skeppsholmen und Kastellholmen nur in Friedenszeiten betreten. Hier feierte auch der Schlittschuhlauf um 1860 seine Premiere in Schweden. Der Königliche Schlittschuhpavillon steht noch an Ort und Stelle.
Im 20. Jahrhundert geriet Skeppsholmen immer mehr in Vergessenheit. Durch die Museen, die sich nach dem Abzug der Flotte auf der Insel niederließen, konnte dieser Abwärtstrend teilweise aufgehalten werden. Doch Mitte des 21. Jahrhunderts begriffen die Politiker langsam, dass die Insel zwar tagsüber gut besucht, aber abends und nachts ein recht öder Ort war. Da ließ sich doch was draus machen, dachte man. Schließlich waren die Inseln wertvolle Kultur- und Naturlandschaft, die rein geographisch aber schon zum Schärengarten gehören.
Ruhe-Oase mitten in der Stadt
Das Hotel Skeppsholmen, wo Jenny und ich hinwollten – war der erste Schritt zu einer Revitalisierung der Insel. Seit 2009 gibt es dank des Hotels nun 24 Stunden lang Leben auf der Insel. In zwei länglichen Gebäuden aus dem Jahr 1699 hat das bekannte schwedische Architektentrio Claesson Koivisto Rune ein luxuriöses, doch gleichzeitig einfaches Hotel mit einem ausgezeichneten Restaurant untergebracht. Zur Einweihung kamen einige hundert Journalisten schwedischer und internationaler Magazine, um die einzigartige Mischung aus Stadtgeschichte, ländlicher Idylle, urbanem Leben und modernem Puls zu erleben. Das Hotel ist umweltzertifiziert und im Restaurant werden bevorzugt ökologische Zutaten aus der Region verwendet – zum Beispiel Kräuter aus dem eigenen Hotelgarten.
Schon bald nach unserer Ankunft spüre ich eine Ruhe, die ich sonst nur vom Land her kenne. Manchmal braucht es dafür nur eine zehnminütige Bootstour über das Meer in der Stadt.