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Mini-Metropole Tromsø: Paris des Nordens

Geografisch mag Tromsø am Ende der Welt liegen. Und doch pulsiert hier, 400 Kilometer nördlich des Polarkreises, das urbane Leben. Eine deutsche Bloggerin hat die Stadt in ihr Herz geschlossen.

Fasziniert hatte Vanessa Brune der ganz hohe Norden schon immer. Als sie auf den Studiengang »Indigene Völker« an der Arktischen Universität in Tromsø stieß, zog sie dorthin, machte ihren Master, fand ihre Liebe und ein neues Zuhause. Seit einem Jahr dokumentiert die 25-Jährige ihre arktischen Erlebnisse auf dem Reise- und Lifestyleblog »Snow in Tromsø«. Wir wollen von ihr wissen, was das Leben in der Minimetropole auszeichnet.

Seefahrer, die Anfang des 20. Jahrhunderts nach Tromsø kamen, waren vom bunten Treiben so überrascht, dass sie die Stadt kurzerhand »Paris des Nordens« tauften. Ist da auch heute noch was dran?

Absolut. Einer der vielen Gründe, warum es mich gerade nach Tromsø verschlagen hat, war, dass ich dort die Arktis näher kennenlernen konnte, ohne mitten im Nirgendwo zu wohnen und auf Cafés, Restaurants oder andere Dinge, die den Alltag interessant machen, verzichten zu müssen. Die Stadt bietet eine interessante Mischung aus nordnorwegischer und samischer Kultur und ist gleichzeitig ziemlich international.

Die Architektur verrät oft viel über die Identität einer Stadt. Paris hat den Eiffelturm, den Triumphbogen und die gläserne Louvre-Pyramide. Was hat Tromsø?

Architektonisch ist Tromsø stark durch die Arktis geprägt. Da gibt es einerseits die Eismeerkathedrale, die an Nordlichter, samische Zelte und Eisberge erinnert, und das Aquarium Polaria, dessen Design spürbar in der Polarlandschaft verwurzelt ist. Der architektonische Höhepunkt ist für mich aber die Bibliothek mit der enormen Glasfassade, von der man einen wunderbaren Blick über den Fjord hat.

Ein weiteres Wahrzeichen von Paris ist die Küche. Wie schmeckt deine Heimat?

Kulinarisch werden in Tromsø vor allem lokale Zutaten geboten, insbesondere Rentierfleisch und Königskrabben. Wer mutig ist, sollte Möweneier zusammen mit dem lokalen Mack-Bier probieren. Das gilt hier im Sommer als Delikatesse. Im September gibt es auch ein kulinarisches Festival, auf dem man allerlei nordnorwegische und samische Köstlichkeiten für kleines Geld probieren kann – von norwegischem Ziegenkäse über Rentiercarpaccio zu Bacalao (Stockfisch).

Man sagt, die Universität Tromsø stelle ihren Studenten im Winter Tageslichtlampen zur freien Nutzung zur Verfügung. Wie lebt es sich mit dem dunklen Winter?

Die Polarnacht ist wirklich nicht zu unterschätzen. Aber dafür wird man durch die Polarlichter belohnt und den »hellen Winter« zwischen Februar und April. Für mich gibt es nichts Schöneres als die Kombination von Sonne und Schnee. Und auch wenn ich die Polarlichter schon unzählige Male gesehen habe, sind sie doch immer wieder aufs Neue aufregend. Sie machen mich sogar noch glücklicher als die Mitternachtssonne in den endlosen Sommernächten.

Was hast du im Vergleich zu deinem Leben in Deutschland in Tromsø besonders schätzen gelernt?

Das Leben hier oben ist einfach entspannter. Es wird mehr Wert auf die »Work-Life-Balance« gelegt. Freitags ein bisschen früher die Arbeit zu verlassen, um Ski fahren oder wandern zu gehen, ist kein Problem. Wenn ich meine Wohnung verlasse, sind es nur fünf Minuten bis zum nächsten Aussichtspunkt, von wo aus man die ganze Stadt samt Bergen der Nachbarinsel sehen kann, und zehn Minuten bis zum Strand. Man wird hier fast ein wenig verwöhnt, was Aussichten und Landschaften angeht!

 

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