Weiterlesen mit NORR+
Ab 1 Euro/Monat erhältst du Zugang zu allen Artikel und exklusiven Aktionen. Jetzt registrieren und einen Monat lang kostenlos testen.
Die deutschen Swimrun-Athleten André Hook und Wolfgang Grohé nahmen im vergangenen Jahr am Ausdauerwettkampf “Ö till Ö” (Insel zu Insel) im Stockholmer Schärengarten teil. In ihrem Wettkampftagebuch schildern sie ihre Eindrücke Etappe für Etappe.
Sandhamn
Das Segelmekka im Stockholmer Schärengarten ist der Startort für die »ÖTILLÖ Swimrun World Championship«. Um ca. 6 Uhr geht es dort für die 120 qualifizierten Teams endlich los – Schulter an Schulter läuft man nach dem Start zum ersten längeren Schwimmabschnitt. Für mich beginnt der Tag jedoch schon etwas früher, denn um ca. 2 Uhr wache ich aufgrund komischer Geräusche auf. Schnell erkenne ich, dass mein Teampartner Wolf dafür verantwortlich ist, denn er sitzt in seinem Bett und isst eine riesige Portion Nudeln, die er sich am Vorabend von der Pastaparty mitgenommen hat. Ich muss lachen, drehe mich um und schlafe weiter.
Runmarö
Runmarö hat zwar das Wort »run« im Namen – allerdings ist an schnelles Rennen hier nicht wirklich zu denken. Immer wieder führt die Strecke über große rutschige Felsen und kleine Buchten. Irgendwo rutsche ich aus und ramme mir einen spitzen Zweig in die Hüfte. Der Neoprenanzug hat danach ein Loch, aber wahrscheinlich hat diese Schutzschicht Schlimmeres verhindert.
Nämdö
Auf Nämdö stehen viele Inselbewohner an der Strecke und feuern uns Athleten an. So etwas gibt unheimlich viel Kraft – und vor allem musizierende Zuschauer sorgen immer wieder für eine nette Abwechslung. Tolle Menschen!
Kymmendö
Wir passieren das Journalistenteam, das den ganzen Wettkampftag über vom Renngeschehen berichtet. Eigentlich sollen wir im Vorbeilaufen Fragen beantworten, aber Wolf nutzt die Chance, seinen Verpflegungsmüll loszuwerden und drückt ihn der Reporterin in die Hand. Die guckt sehr überrascht, muss dann aber darüber lachen, wie ernst wir die Wettkampfregeln nehmen: Wer Müll auf der wunderschönen Strecke durch die schwedische Natur zurücklässt, kann dafür disqualifiziert werden. Das möchten wir natürlich keinesfalls riskieren.
Ornö
Auf Ornö warten ewig lange Laufabschnitte, die man eisern abspulen muss. Denn wer hier geht, statt zu laufen, verliert kostbare Zeit. Wir motivieren uns gegenseitig – und zwar auch, indem wir uns gemeinsam auf die schwedischen Zimtschnecken freuen, die bei einer Verpflegungsstation auf halber Strecke als besonderes Highlight gereicht werden. Sehr lecker.
Långbåling
Auf Långbåling mache ich fast einen großen Fehler. In der Ferne sehe ich die gelbe Flagge, die bei Schwimmabschnitten als Zielmarke gilt. Ich will gerade losschwimmen, da bemerkt Wolf, dass es noch eine zweite Flagge gibt, die näher ist. Schnell ist klar, dass die erste Fahne zu einem weiter entfernten Schwimmabschnitt gehört und zwischendurch noch gelaufen werden muss. Wäre ich direkt hingeschwommen, hätte uns das sehr viel Zeit und einige Plätze gekostet. Dank meines aufmerksamen Teampartners ist das Ganze gerade noch einmal gut gegangen, denn jetzt nehmen wir Kurs auf die richtige Flagge.
Utö
Utö ist für uns die schönste Insel auf der ganzen Strecke – und zwar nicht nur, weil sich dort das Ziel der Swimrun-WM befindet. Zuvor kann man noch einmal ungestört die Einsamkeit, die bereits tiefstehende Sonne und die atemberaubende Natur genießen. Am liebsten möchte man jetzt einfach ewig so weiterlaufen, denn die Euphorie über das Erlebte und Geschaffte lässt einen jegliche Müdigkeit vergessen. Allerdings nur vorübergehend … im Ziel ist man dann nämlich doch fix und fertig.
Weitere spannende Hintergründe rund um den Ausdauerwettkampf sind in unserer Reportage zu finden: