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Modernes Märchen: Die dänische Metropole Odense

Das »größte Dorf in Dänemark« wächst zur Metropole heran. NORR hat sich umgesehen und kennt die angesagtesten Ecken der Märchenstadt.

Gelbe Fachwerkhäuser mit altem, braunem Holzgebälk reihen sich in der Altstadt von Odense aneinander, dazwischen kleine, rote Backsteingebäude. In den verwinkelten Gassen wandeln Besucher über Kopfsteinpflaster durch vergangene Zeiten, durch eine Geschichte, die vor allem von einem Mann geprägt zu sein scheint: Dänemarks bekanntestem Schriftsteller Hans Christian Andersen, geboren 1805 hier in Odense. Überall stößt man auf Skulpturen seiner Märchenfiguren – den standhaften Zinnsoldaten auf einem Bein, die wilden Schwäne, den fliegenden Koffer. Fußspuren auf dem Boden führen zu den wichtigsten Andersen-Spots. Manchmal sitzt er in Metall auf einer Bank oder prangt als Riesenporträt an einer Hausfassade.

Die Aufmerksamkeit für den Märchenerzähler ist fast ein bisschen rührend, gerade wenn man bedenkt, dass dieser die Stadt bereits mit vierzehn Jahren hinter sich ließ, um ins mondäne Kopenhagen zu ziehen. Nicht auszuschließen, dass es dem extrovertierten Hans Christian in seinem Geburtsort, heute auch als »Danmarks største landsby« (dt. Dänemarks größtes Dorf) bekannt, einfach ein bisschen zu eng wurde. Für die meisten Einwohner ist es jedoch gerade das Dorfgefühl, das Überschaubare und Persönliche, das die Stadt so lebenswert macht und sie von den großen Schwestern Kopenhagen und Aarhus unterscheidet. Man fühlt sich wohl als drittgrößte Stadt des Landes, trifft und kennt sich auf dem Wochenmarkt am Sortebrødre Torv oder in Traditionskneipen wie dem Carlsens Kvarter.

Das Hans Christian Andersen Geburtshaus steht unverändert in der kleinen Gasse und gibt der Stadt den Touch einer historischen Vergangenheit.

Das Dorf im Dorf lassen

Auch wenn sich Odense in den letzten zwanzig Jahren nachhaltig verändert hat – vor allem in den weniger märchenhaften Teilen der ehemaligen Industriestadt, abseits der romantischen Altstadt – so spielt doch das Dorfkonzept immer eine wichtige Rolle dabei. »Fra Gade til By« (dt. von der Straße zum Dorf) heißt etwa das Megaprojekt, bei dem eine vierspurige Straße im Zentrum zu einem neuen Dorfteil verwandelt wird. Hier entstehen nachhaltige Gebäude mit begrünten Dächern, dazwischen gemütliche Gassen, Fahrradwege und eine Trasse der reanimierten Odense Letbane (dt. Straßenbahn), nicht zuletzt die spektakuläre 5 600 Quadratmeter große Erlebniswelt Det ny H.C. Andersen Hus.

Ein anderes urbanes Großprojekt ist der Hafen, wo ein neuer moderner Stadtteil zum Leben und Arbeiten gewachsen ist. Teil des Quartiers ist die Byens Ø (dt. Dorfinsel), eine Art Riesenspielplatz für alle mit Volleyball-, Fußball-, Minigolf- und Parkour-Gelände, aber auch mit Beachbars, Restaurants und dem Kulturzentrum Nordatlantikhus. Wann immer der Begriff »By«, also »Dorf«, auftaucht, scheint es darum zu gehen, etwas Verbindendes zu schaffen, das die Gemeinschaft zusammenhält.

Neues trifft altes

Wer das neue und das alte Odense entdecken will, macht das am besten auf zwei Rädern. Die Stadt ist ohne Zweifel Dänemarks, wenn nicht Europas, Fahrradmetropole Nummer eins: Die kommunalen City Bikes, einfach per App zu mieten, gibt es für 24 Stunden kostenlos. Rund 550 Kilometer Radwege und über hundert reine Fahrradbrücken kommen auf die 175 000 Einwohner, die mehr als die Hälfte ihrer innerstädtischen Trips mit dem Fahrrad zurücklegen. 

Viel Geld wurde in eine Infrastruktur investiert, die eben nicht nur für gestresste Berufspendler gedacht ist, sondern – wieder ganz im Sinne des Dorfes – für alle Menschen und Anlässe. Über achtzig Prozent der Kinder radeln hier zur Schule. Vor dem Hintergrund verwundert es wenig, dass eine der neuesten architektonischen Ikonen der Stadt ausgerechnet eine reine Fahrrad- und Fußgängerbrücke ist. Die elegant geschwungene Byens Bro (dt. Dorfbrücke) streckt sich 135 Meter lang über das Schienenbett vor dem Bahnhof und verbindet so das alte Zentrum mit den neuen Stadtteilen im Hafen.

Das alte Packahaus im Hafen von Odense ist heute die hippe Streetfood-Halle namens Storms Pakhus

In dem Spannungsfeld von Historie und Moderne hat sich gleichzeitig eine reichhaltige Kulturszene entwickelt. In der alten Textilfabrik Brandts kann man Kunst in interdisziplinären Ausstellungen erleben, auf den vielen Flohmärkten nach dänischem Design und anderen Schätzen stöbern. Ein altes Packhaus im Hafen (Storms Pakhus) wurde zur hippen Streetfood-Halle. Kulturhöhepunkt des Jahres ist das H.C. Andersen Festival Ende August mit über 500 Veranstaltungen von Konzerten und Theater bis zu Street Art und Lichtshows. Zahlreiche Events drehen sich um Musik, Literatur, Schauspiel und Film. Besonders beliebt ist das Multi-Genre-Festival Tinderbox (dt. das Feuerzeug – wie das Andersen-Märchen), bei dem neben dänischen Künstlern auch Weltstars auftreten. Zehntausende Musikfans versammeln sich dafür jedes Jahr auf dem Gelände im Tusindårsskoven. (dt. Tausendjahrwald).

Dass Odense seinem Rufals Märchendorf auch in Zukunft treu bleiben will, merkt man spätestens, wenn man ein hippes lokales Craft-Bier mit Hässliches-Entlein-Marke in den Händen hält. Hans Christian Andersen ist für die Odenseaner in gleicher Weise ein verbindendes, indentitätsstiftendes Element wie das »By«-Gefühl: Bezugspunkt und Triebfeder für die Entwicklung des Dorfes zur liebenswertüberschaubaren Metropole.


Unterkunft

#01 Danhostel Kragsbjerggaard

»Draußen auf dem Land – mitten im Dorf«: Die schöne Jugendherberge in einem alten Gutshof liegt ruhig und umgeben von Grün.

danhostelodense.dk

#02 First Hotel Grand

Das berühmteste Hotel der Stadt seit 1897. Klassisch-stilvolle Absteige mit toller Hotelbar inklusive Bibliothek.

firsthotels.com

#03 Scandic Hotel in Odense

Komfortables modernes Hotel mit tollem Frühstück und nachhaltiger Philosophie.

scandichotels.de/odense


Essen & Trinken

#04 The Balcony

Experimentierfreudiges und kreatives Restaurant im Herzen der Stadt. Die Zutaten und Gerichte sind saisonal. Zu jedem Menü gibt es eine passende Wein-Begleitung.

thebalcony.dk

#05 Storms Pakhus

Die coole Streetfood-Halle, untergebracht in einem ehemaligen Packhaus am Hafen, ist der neue kulinarisch-hippe Hotspot Odenses. Hier gibt es 24 Essensstellen und 6 Bars sowie einen Markt vor der Halle. Außerdem findet man verschiedene kreative Werkstätten vom Barbiershop bis zur Glasbläserei.

stormspakhus.dk

#06 Goma

Japanisches Restaurant, bekannt für seine hervorragenden Gerichte nach Kaiseki-Art und seine exotischen Drinks.

goma.nu

#07 Sæsons Spisested

Im Restaurant der Brüder Mickey und Malte ist der Name Programm: Saisonale Lebensmittel und lokale Zutaten von der Insel Fünen stehen im Fokus.

saesonspisested.dk

#08 Restaurant Cro’n

Hier gibt es anständige, traditionell dänische Hausmannskost mit saisonalem Einschlag, gepaart mit gemütlicher Atmosphäre.

restaurantcron.dk


Kunst & Kultur

#09 Tinderbox

Multi-Genre-Musikfestival mit nationalen und internationalen Künstlern, 2018 u.a. Depeche Mode, Wiz Khalifa und Alanis Morissette.

tinderbox.dk

#10 Brandts

Schicke Kunsthalle, ein Museum für Fotokunst, Dänemarks Medienmuseum sowie eine Kunstbuchhandlung in einer alten Textilfabrik.

brandts.dk

#11 H.C. Andersen Festival

Größtes Kulturfestival Odenses mit über 500 Programmpunkten in der ganzen Stadt: Konzerte, Theater- und Filmvorstellungen, Lichtshows, Streetart und Lesungen.

hcafestivals.com

#12 Freiluftmuseen

Das Dorf Fünen ist der Nachbau eines historischen Fünen-Dorfes mit Fachwerkhäusern, Haustieren, Dorfteich und -straße. Odins Odense zeigt das Leben in der Eisenzeit und der Wikingerzeit.

museum.odense.dk

#13 Galeri Galschiøt

Öffentlich zugängliche Werkstatt und Museum des bekannten Odenseer Bildhauers Jens Galschiøt mit Ausstellungen und Workshops.

gallerigalschiot.dk


Cafés

#14 Brød

Bäckerei, Konditorei und Café mit einer großen Leidenschaft für die dänische Brot und Backkultur. Gleich zweimal in Odense.

brød.dk

#15 Café Kosmos

Ökologisches und veganes Café mit köstlichen Gerichten und nachhaltigem Denken. Gelegen in der gemütlichen Straße Lottrups Gaard mitten im Zentrum.

cafekosmos.dk

#16 Biografen

Das kulinarische Kino in Odense. Hier kann man sich während der Vorstellung alternativer Filme nicht nur Popcorn, sondern sogar leckere Burger schmecken lassen.

cafebio.dk

#17 Café Fleurí

In diesem charmanten Café gibt es neben Bio-Kaffee und ökologischen Delikatessen auch schicke Schnittblumen und Sträuße.

facebook.com/cafefleuriodense


Nachtleben

#18 Slagteriet

An Samstagen beherbergt der Veranstaltungsort Slagteriet einen Nachtclub. Das Angebot konzentriert sich auf House-Musik. Slagteriet wurde als Nachtclub des Jahres bei den Danish DJ Awards 2017 ausgezeichnet.

slagteriet.com

#19 Carlsens Kvarter

Traditionelle, extrem gemütliche Kiezkneipe mit einer großen Auswahl an vor allem dänischen und belgischen Bierspezialitäten und dem einladenden Motto: »Når du er lækkertørstig!« (dt. »Wenn du leckerdurstig bist!«).

carlsens.dk

#20 Dexter

Seit der Eröffnung am 31. August 1991 ist das Dexter ein professionelles Jazzhaus, in dem jedes Genre der Jazzmusik, Blues und Weltmusik gespielt werden.

dexter.dk


Coole Ware

#21 Flohmärkte

Dänische Design- und andere Schätze findest du auf einem der vielen Flohmärkte der Stadt, z.B. dem großen Familienflohmarkt im Hafen oder dem Loppemarkedet in der Nedergade.

loppemarkedetinedergade.dk

#22 Dina Vejling

Designaccessoires von den besten dänischen Kunsthandwerkern in den Bereichen Keramik, Heimtextilien, Edelmetall-Schmuck und Glas.

dinavejling.dk


Urban Outdoor

#23 Odense Å

An den Ufern des Flusses Odense Å spaziert man durch eine grüne Oase, darunter auch den romantischen Park Munke Mose mit vielen Skulpturen. Odenses Zoo liegt am südlichen Teil des Flussverlaufes.

#24 Byens Ø

Aktivitäts-Insel im Hafen für Beachvolleyball, Kanu/Kajak, Pétanque, Crossfit, Parkour, Minigolf, Paddel (Speckbrett), Fußball etc. Auch das Hafen-Schwimmbad liegt nebenan.

#25 Stige Ø

Renaturisierte Deponie am Kanal im Norden der Stadt mit Mountainbike-Trails, Spielplätzen und anderen Aktivitäts-Möglichkeiten.


Ausflugsziele

#26 Durch das Inselmeer

Dänemarks längster Wanderweg schlängelt sich 220 Kilometer durch das Südfünische Inselmeer und eignet sich für Tagesausflüge genau wie für ganzwöchige Wanderabenteuer. In schön designten Schutzhütten kann man einfach, aber stilvoll die Nächte in der Natur verbringen.

#27 Naturperle Ejbyer Moor

Das Moor bei Ejby und Kingstrup besteht hauptsächlich aus natürlichen Wiesen, die nicht gepflügt und gemäht werden, sowie Naturwäldern und Seen. Neben grasenden Schafen und Pferden gibt es hier eine reiche Tierwelt mit vielen verschiedenen Vogel- und Fischarten. Der Weg durch das Moor ist rund 4,5 Kilometer lang.

#28 Reitweg Südfünen

Im Süden der Insel gibt es einen 75 Kilometer langen Reitweg mitten in der einmaligen, von der Eiszeit geschaffenen Landschaft. Die Route führt zwischen Hügeln und Bergen entlang, durch große Wälder und bietet atemberaubende Aussichten auf das Südfünische Inselmeer.

#29 Gyldensteen Strand

Das große Küstengebiet Gyldensteen Strand im Norden der Insel ist Fünens größtes renaturiertes Naturgebiet. 2014 startete hier ein Projekt, das Teile des ehemaligen Fjords und der Küstenlagune sowie Waldflächen wiederherstellt.

#30 Die Fahrrad-Insel

Fünen wird auch Fahrrad-Insel genannt, da sie 1 200 Kilometer an beschilderten Radwegen aufweist. Hier wechseln sich flache, küstennahe Strecken mit hügeligen Landstraßen ab, die sich zwischen Feldern und Wäldern und idyllischen Dörfern und Kleinstädten entlang schlängeln. Mehr Fünen-Erlebnisse und Infos auf visitfyn.de

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