Basecamps in Ost-Norwegen: Der Roadtrip-Guide für Wintercamper
Endlose Winterlandschaften offenbaren sich in Ostnorwegen. Die besten Tipps unserer Camping-Insider Conny und Sirko Trentsch.
Ein letzter Blick vor dem Schlafengehen auf die Anzeige der Außentemperatur in unserem Camper: Minus 24 Grad zeigt das Display und verspricht eine eisige Nacht. Die klirrende Kälte zaubert bis zum nächsten Morgen die schönsten Eisblumen an unsere Fenster und liegt selbst im strahlenden Schein der Morgensonne immer noch bleiern über dem Campingplatz. Dennoch hält uns nach dem Frühstück nichts mehr im Wohnmobil und so folgen wir auf unseren Skiern schon bald den Loipen, die direkt am Campingplatz beginnen.
Am Ufer des Sees Femunden gleiten wir durch die strahlend weiße, scheinbar endlose Winterlandschaft, hören den frischen Pulverschnee knirschen und spüren, wie sich Eiskristalle an Nase und Wimpern bilden. Hier muss es also sein – das Winterwunderland im Norden Europas.
Vor wenigen Tagen sind wir bei Nieselregen mit der Fähre von Kiel nach Göteborg aufgebrochen und der E 45 durch Schweden gefolgt, um unweit von Trysil die Grenze nach Norwegen zu passieren. Hier, in Norwegens Osten, suchen wir die Romantik eines echten Winters.
Durch die tiefen Urwälder des Gutulia-Nationalparks und das abgeschiedene Dörfchen Elgå, wo sich am Ufer des Femunden der Nationalpark Femundsmarka erstreckt, geht es nach einem heftigen Schneesturm weiter nach Os. Dort erkunden wir auf einem Hundeschlitten die tief verschneiten Wälder.
In der norwegischen »Winterhauptstadt« Røros gleiten wir später auf einem Pferdeschlitten durch die Gassen. Auf der nächsten Etappe geht es nach Stugudalen und von dort in die imposante Bergwelt des benachbarten Sylan-Gebirges.
Nach einigen Tagen in dieser landschaftlich überwältigenden Region erreichen wir Selbu und anschließend das winterliche Trondheim. Über Ringebu und Lillehammer geht es zurück in den Fährhafen in Oslo, um nach einem traumhaften Winter-Roadtrip wieder nach Deutschland überzusetzen – mit dem glücklichen Wissen, eine herrliche Zeit mit jeder Menge frischem Pulverschnee, fantastischen Erlebnissen und unauslöschlichen Erinnerungen aus dem Winterwunderland im Gepäck zu haben.
Experten-Tipps von den Nordlandbloggern:
Røros – Winterhauptstadt im Osten
Das romantische Städtchen Røros begeistert mit Abertausenden Lichtern, die von den Schneekristallen in den Gassen reflektiert werden. Hier beginnt auch alljährlich das populäre europäische Hundeschlittenrennen Femundløpet, bei dem sich ein internationaler Teilnehmerkreis auf einer Distanz von 649 Kilometern misst. Im Februar kann man zudem den traditionellen und fast legendären Wintermarkt Rørosmartnan besuchen. Ein besonderes Highlight in den kalten Monaten ist die Fahrt auf einem Pferdeschlitten durch die altertümliche Stadt.
Der ganzjährig geöffnete Campingplatz Røros Camping ist ein perfektes Basecamp für Entdeckungen in der Region.
Elgå – Tor zur Fermundsmarka
Nach einer knappen halben Stunde Fahrzeit durch die weitläufigen Wälder gelangt man am Ende der Straße FV 221 nach Elgå, das im Winter nur über diese Route oder den zugefrorenen See Femunden erreichbar ist. Die Höfe des Ortes liegen verstreut zwischen dem Seeufer und dem Nationalpark Femundsmarka, dessen weites Areal hier beginnt. Die unberührte, wildromantische Natur lässt sich auf Schneeschuhwanderungen oder mit Skiern auf dem weitläufigen Loipennetz erkunden. Im Winter kann man oft Rentiere und Elche beobachten, die sich auf der Suche nach Nahrung sogar den Häusern nähern.
Preiswerte Übernachtungen bietet der romantisch am Seeufer gelegene Campingplatz Båtstø Camping.
Stugudalen – Winteridyll Sylan-Gebirge
Stugudalen ist ein kleinerer Ort am Ufer des Stuggusjøen im Grenzgebiet zu Schweden. Im Hinterland erhebt sich das mächtige Bergmassiv des Sylan-Gebirges, das man auf gespurten Loipen mit Skiern erreicht. Eine Tour im Licht der Wintersonne über den zugefrorenen Bergsee Nesjøen lässt einen die Weite dieser Naturlandschaft spüren. Ebenso erreicht man auf gut gespurten Loipen das legendäre Hotel Væktarstua mit der Kon-Tiki-Ausstellung, wo Thor Heyerdahl einige Kapitel seines Buches über die gleichnamige Expedition verfasste.
Direkt am Seeufer liegt der liebevoll geführte und perfekt ins Loipennetz eingebundene Campingplatz Stugudal Camping.
Os – Perle im urigen Østerdalen
Die Kommune Os liegt, umgeben von einer weitläufigen Gebirgslandschaft, am Lauf der Glomma und bietet optimale Bedingungen für vielfältige wintersportliche Aktivitäten. Das Skigebiet Hummelfjell lockt mit seinen fünf Pisten, dem Schneepark für Kinder und den Liftanlagen mittlerweile zahlreiche Besucher aus der Region an. Etliche Kilometer frisch gespurte Loipen rund um den Ort versprechen grandiose Eindrücke auf den Langlaufskiern, wobei insbesondere die Tour zur Høsenfjellhytta zu empfehlen ist. Am Wochenende wird man hier sogar mit frisch gebackenen Waffeln und warmem Kaffee empfangen. In der Umgebung von Os findet man außerdem einige Huskyfarmen – eine ideale Gelegenheit, um sich mit den tapferen Vierbeinern anzufreunden und auf einem Hundeschlitten ausgiebig das Winterwunderland der Region zu erkunden,
Idealerweise übernachtet man in seinem Wohnmobil gleich auf dem Campingplatz Røste Hyttetun & Camping, der am Ortsrand von Os liegt.
Gutulia – Märchenwald im Grenzgebiet
Der zweitkleinste norwegische Nationalpark liegt am Ende eines markierten Wanderweges, der an einem Waldparkplatz beginnt und hauptsächlich am Ufer des Sees Gutulisjøen entlangführt. Nach etwa 3 Kilometern erreicht man die Alm Gutulisetra mit ihren gut erhaltenen, uralten Holzhäusern, die teilweise aus dem Jahr 1755 stammen. Hier beginnt der eigentliche Nationalpark mit Urwald aus riesigen, ebenfalls mehrere hundert Jahre alten Nadelbäumen. Eine Wanderung durch dieses einzigartige Naturareal mit seiner reichen Flora und Fauna lässt Besucher in ein urwüchsiges Ökosystem eintauchen.
Der Campingplatz Femundtunet am Südufer des Femunden bietet sich bestens als Basecamp für einen Abstecher in den Nationalpark an.