Die Fjord-Freerider: Eine Skitour in den Lyngenalpen
Skifahrern bietet Nord-Norwegen einmalige Möglichkeiten. Besonders die Lyngenalpen gelten als eines der schönsten Gebirge ganz Skandinaviens und waren damit auch für unsere Leser Johanna und Timmi von besonderem Reiz.
Wir sitzen auf der Fähre „Jæggevarri“, die uns in gemächlichem Tempo zu unserem Ziel bringt: die Lyngsalpen. Bepackt mit Skiern und einer Menge Ausrüstung sind wir bereit für unsere ersten Skitouren. Jetzt, zu Pfingsten ist die Lawinengefahr ist nicht mehr so hoch. Perfekte Voraussetzungen für ein phantastisches Wochenende.
Wir sind nicht die einzigen auf der Fähre, die zum Skibergsteigen wollen. Die steilen und langen Abfahrten sind das Frühlings-Eldorado für Skibegeisterte in der Region. Sonne, schneebedeckte Gipfel und der blaue Fjord lassen die Vorfreude immer weiter steigen. Drei Skitouren wollen wir schaffen, das ist unser Plan.
Wieder auf der Straße nehmen wir Kurs auf unserer Campinghütte, wo wir vom Besitzer herzlich empfangen werden. Leider hat es sich jetzt zugezogen, es nieselt und ist kühler geworden. Das Wetter hier ist unberechenbar. Wir zögern. Und beschließen, heute erstmal die Bedingungen zu erkunden. Beim Abendbrot werden dann Pläne geschmiedet. Morgen wollen wir auf den Daltinden, 1524 Meter hoch mit 1300 Höhenmetern Abfahrt. Perfekt!
Auf der Suche nach dem richtigen Weg
Am nächsten Morgen ist es warm, die Sonne scheint. Am Ausgangspunkt angekommen werden die Skier an den Rucksack geschnallt. Und los geht’s. Hinein in ein wunderschönes Tal, über eine alte Holzbrücke und an einem Fluss entlang. Dass dieser Fluss uns heute noch zum Verhängnis werden würde, ahnen wir noch nicht. Es ist Pfingstsonntag, wir sind die Einzigen hier. Die Zeit vergeht schnell. Nach ca. zwei Stunden nähern wir uns der Stelle, an der wir den Aufstieg beginnen wollten. Noch ist an das Anschnallen der Skier nicht zu denken. Bis zur Schneegrenze sind es sicher noch 200 Höhenmeter. Nach einer kurzen Stärkung verlassen wir den Pfad und gehen hinunter zum Fluss.
Dieser muss überquert werden, dann beginnt der Anstieg. Das war zumindest der Plan. Doch wo sollen wir hinüber kommen? Wir wandern suchend am Fluss entlang, um eine Stelle zu finden, an der die Strömung nicht so stark ist. Aber wir finden keine. Es ist anstrengend und warm. Wir bleiben mit den Skiern an den Bäumen hängen. Das Vorankommen ist mühselig. Doch Aufgeben kommt uns nicht in den Sinn. Aber irgendwann sehen wir ein, dass wir es nicht schaffen werden. Und wir sehen ein, dass wir einen Fehler gemacht haben. Wir sind zu Anfang über die alte Holzbrücke gegangen – das war die einzige Möglichkeit, den Fluss zu überqueren. Es ist schon spät und wir sind müde. Enttäuscht nehmen wir den langen Rückweg in Angriff. Bei Kaffee und Kuchen in einem kleinen Café steigt die Stimmung aber schnell wieder und wir beschließen, es morgen noch einmal zu versuchen.
Endlich auf Skiern
Am nächsten Tag wandern wir auf der „richtigen“ Seite des Flusses entlang. Endlich können wir den Aufstieg beginnen. Zuerst müssen wir einen Geröllberg überwinden, gar nicht so leicht mit Skistiefeln. Endlich können wir die Skier anschnallen. Es tut so gut, alles geht auf einmal viel leichter. Der Aufstieg ist lang, aber mit den Skiern unter den Füßen kommen wir gut und schnell voran. Wir sind die einzigen Skibergsteiger heute. Je höher wir kommen, desto unbeschreiblicher wird der Ausblick. Auf der einen Seite sehen wir den höchsten Berg der Region mit seinen gewaltigen Gletschern, und auf der anderen Seite schimmert der friedliche, blaue Fjord. Motiviert von dieser Schönheit und der Vorfreude auf die sechs Kilometer lange Abfahrt nehmen wir die letzten Meter in Angriff. Um 17 Uhr haben wir es geschafft. Es ist ein unbeschreiblicher Ausblick, den wir mit Tee und Schokolade genießen. Im Schein der Mitternachtssonne machen wir uns dann auf Skiern auf den Weg nach unten ins Tal.
Mit der letzten Fähre fahren wir zurück nach Tromsø. Wir blicken aus dem Fenster, die Lyngsalpen glühen im Schein der Mitternachtssonne. Es war nicht alles so, wie wir es geplant hatten. Trotzdem, wir sind uns einig: Es waren die perfekten Pfingstferien.