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Traum vom Roadtrip

Einfach los in den geliebten Norden. Carolin Knaack-Hinrichs packt Mann und Hund ins Auto und tingelt im Wohnmobil vom südlichsten zum nördlichsten Punkt Norwegens.

Auf einmal ist der Tag da. Lange haben wir darauf hin gefiebert. Wir verlassen die Hofeinfahrt in unserem kleinen Wohnmobil, welches wir auf den Namen Snuggel getauft haben. Mit dabei ist unsere kleine Fellnase Inga, eine Cocker-Spaniel-Hündin. Welch unbeschreibliches Gefühl, die Weite des Nordens vor sich zu haben. Mit der Fähre geht es von Hirtshals nach Kristiansand. Leichte Schäfchenwolken schweben über uns und fast scheint es, als würden sich Meer und Himmel berühren. Als Kristiansand näherkommt, taucht die Sonne die Landschaft in ein wohlig warmes Licht und versetzt uns in eine ehrfürchtige Stimmung. Spätestens jetzt wird uns klar, dass wir in Skandinavien angekommen sind. Nirgendwo sonst erlebt man die Natur so wie hier.

Wandern auf Umwegen

Die erste Nacht verbringen wir auf einem Stellplatz direkt in Kristiansand. Da wir am nächsten Tag nach einer kleinen Wanderung noch weiter wollen, stellen wir uns den Wecker. Es soll zu den kleinen Geschwistern des Preikestolen bzw. des Kjeragbolten gehen. Die Sonne strahlt und wir nehmen die leicht felsige Landschaft rund um die Stadt wahr. Wir wandern vorbei an dem populären Aussichtspunkt des Preikestolen und verlieren ab und an die blauen Wegmarkierungen aus den Augen. So werden aus geplanten zwei Stunden bei uns vier Stunden. Mein Mann ist kurz davor, unsere Wanderschuhe in den Mülltonnen des Parkplatzes zu entsorgen. Doch ich verspreche hoch und heilig, dass ich die nächsten Touren besser plane. Am Abend geht es auf einen niedlichen Campingplatz in der Nähe des südlichsten Leuchtturms Norwegens. Wir machen ein Foto vom Wegweiser, der verrät, dass es noch 2 518 Kilometer bis zum Nordkapp sind.

Anlässlich unseres 12. Hochzeitstages möchten wir ein paar Tage am Briksdalsbre verbringen. In meiner Kindheit habe ich mit meiner Familie bereits Gletscher in Norwegen besucht und bin seither fasziniert von ihrem Anblick. Diese gewaltige Natur erleben zu dürfen, ist für mich etwas ganz besonderes. Ich fühle mich fasziniert, dankbar und glücklich zugleich. Schon auf dem Weg zum Campingplatz erstrecken sich kleine Gletscherzungen über die Spitzen der Berge. Wir fahren langsam und saugen dieses Panorama förmlich in uns auf. Die grau-grünen meterhohen, schroffen Felsen garniert mit einer weißen Glasur aus Eis und der türkisfarbene Gletschersee, in dem sich die Sonne spiegelt, verschlägt uns die Sprache. Oben angekommen, stehen wir direkt vor einer riesigen Felswand, hinter der die Sonne hervorlugt. Hinter uns ist der Briksdalsbre gut zu erkennen. Sein silbrig schimmerndes Schmelzwasser rauscht über den Platz. Bis zur Gletscherzunge sind es fußläufig drei Kilometer. Die Sonne scheint vom fast wolkenlosen Himmel und lässt die Landschaft in all ihren Farben erstrahlen. Man selbst fühlt sich in dieser unfassbaren Natur so klein und unbedeutend. Genau diese emotionale Stimmung wird uns ab jetzt noch das ein oder andere Mal auf unserer Tour überkommen.

Der Weg vom Süden in den Norden Norwegens ist von Gletscherzungen, schweißtreibenden steinigen Treppen, Sandstränden und hellblauen Fjorden gespickt. Um eine besonders spektakuläre Wanderung zu erreichen, haben sich Carolin und ihr Mann erfolgreich mit ihrem Wohnmobil durch einen haarsträubend engen Tunnel gezwängt.

Einen Tag später reisen wir weiter zum Geirangerfjord. Auf einem kleinen Stellplatz machen wir es uns am Abend gemütlich. Auf der nächsten Etappe passieren wir Ålesund, Kristiansund und Trondheim, stehen auf wundervollen Stell- und Campingplätzen, die oftmals einen traumhaften Blick auf das Meer oder den Fjord mit seinen angrenzenden Bergen bieten. Die Betreiber der Plätze könnten unterschiedlicher nicht sein: von einer rockigen blonden Norwegerin auf ihrem Quad bis hin zu einem Familienbetrieb mit kleinem Bauernhof und Huskyfarm.

Von Senja bis ans Nordkapp

Heute steht eine Wanderung zum Torghatten, dem Berg mit dem Loch, auf dem Plan. Die Landschaft ist traumhaft und das Wetter heiter. So erklimmen wir die Treppe, die uns immer näher an die Höhle heranführt. Eine unbeschreiblich schöne Schärenlandschaft erstreckt sich hinter uns. Auf dem ersten Plateau angekommen, blicken wir direkt durch das riesige Loch hindurch. Die Formation wird auch gern als »Steinerne Kathedrale« bezeichnet. Sie ist 160 Meter lang, etwa 35 Meter hoch und misst an der engsten Stelle circa 15 Meter. Die Holztreppe hindurch zur anderen Seite wirkt wie aus einem Hobbitland, ebenso wie die Besucher auf ihren Stufen. Die Küstenstraße führt uns immer entlang der Helgelandskysten. Unser nächstes Ziel ist die Insel Senja. Die Straßen und Wege, die wir passieren, rauben uns wieder einmal den Atem. Die Stille hält erneut Einzug im Wohnmobil und am Abend fühlen wir uns wohlig und erschöpft von den unglaublich vielen Eindrücken. Auf Senja begegnet einem die gesamte Landschaft Norwegens. Vom flachen Land mit weiten Feldern und Bergpanorama über einsame feinsandige Buchten mit türkisblauem Meer bis hin zu schroffen Gipfeln und dem tosenden Atlantik. Auf einem Zwischenstopp in Tromsø erklimmen wir die 1 203 Stufen der Sherpatrappa. Irgendwann sind wir da. Am Nordkapp. Und brauchen einen Moment, um alles zu realisieren. Es ist nicht viel los. Wir machen das obligatorische Bild unter der Weltkugel und schauen lange hinaus auf das europäische Nordmeer. Wir sind ehrfürchtig, dass wir diesen Moment im Hier und Jetzt erleben dürfen. Ein Traum vom Roadtrip ist wahr geworden.

DU HAST AUCH EIN KLEINES ODER GROSSES ABENTEUER IM NORDEN ERLEBT?

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