Seit mehr als 20 Jahren verlieren die Gletscher Islands kontinuierlich an Eismasse. Ende 2015 dann die Meldung des isländischen Wetterdienstes: Der Hofsjökull in der Landesmitte hat seit 1993 erstmals wieder mehr Eis gewonnen, als verloren.
Auch an einer der drei Gletscherzungen, am Thjórsárjökull, konnten die Wissenschaftler wieder Eiswachstum feststellen. Als Grund für die Trendumkehrung in 2016 sehen sie die reichlichen Niederschläge im Winter und die kühlen Temperaturen im Sommer an. Im Frühling diesen Jahres erhöhte sich das Schneefall-Volumen an den Gletscherausläufern um 25 bis 60 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 1995 bis 2014. Im Sommer verlangsamten kühle Nordwinde den Schmelzprozess, der im Herbst durch warmes Wetter wiederum in Gang gesetzt wurde.
Foto: Hofsjökull. Björn Ruriksson / Icelandic Times
Den Glaziologen des meteorologischen Instituts Islands zufolge bedeute dies jedoch keinesfalls die Umkehr der Klimabedingungen in Island, da kühle Jahre innerhalb warmer Perioden immer mal auftreten könnten. Die Klimabilanz zeige aber, dass solche Schwankungen in Island recht üblich seien und, dass der Abwärtstrend der Temperaturen für einige Jahre andauern kann. Niedrige Meerestemperaturen sind bereits die letzten zwei Jahre im Süden des Inselstaats gemessen worden. Dennoch stelle dieser Wetterzustand in Anbetracht des globalen Klimawandels eine Ausnahme dar. 2015, so vermuten die Wissenschaftler, wird vermutlich das wärmste, seit Beginn der Wetteraufzeichnungen auf der Erde je gemessene Jahr.
NORR-Artikel “Wilde weite Fjorde” aus der Reportageserie zum Klimawandel in Skandinavien